Das US-amerikanische Quartett Matt Page (voc, lead-voc, banjo), Joey Waters (dr, voc), Trevor Willmott (g) und Chris Tackett (b) setzt auf seinem Debütalbum die Story eines Kohlenarbeiters aus Ost-Kentucky und seiner Ehefrau um. In 14 Songs und 76:49 Minuten wird die Geschichte von Jack und Clementine in ausführlichen Lyrics (die im Booklet abgedruckt sind) erzählt, das Konzeptwerk teilt sich dabei in drei Teile: Act I - The Present, Act II - The Past und Act III ohne weitere Konkretisierung. Die Band sieht sich im Erbe von Größen wie Genesis, Rush, Killing Joke, Philip Glass, Neurosis, King Crimson, Pink Floyd, Radiohead, Led Zeppelin, U2 und Black Sabbath. Rush und Pink Floyd sind die nächsten Vergleiche, DTES klingen sehr amerikanisch und modern, aus der 70er Kiste gibt es kaum Bedienung. Die einzelnen Stücke sind kaum besonders komplex im rockprogressiven Sinn, haben eher die besondere Nonchalance von Rush und die sanftmütige Epik von Pink Floyd, können hier und da knackfrisch rocken und geben in aller Eingängigkeit stets besondere Note und interessante Komposition. Trotz der Modernität und Liedhaftigkeit ist die Überzahl der Songs mit 6 bis 8 Minuten erstaunlich lang, was zum einen an den ausführlichen Texten liegt, zum anderen an der powernden, bombastischen Songentwicklung, die lange braucht, Lyrics zu singen und länger, feine bis feinste Gitarrensoli und kurze Instrumentaltrips grandios zu spielen.
Irgendjemand, der gewiss ein ganz bestimmter Jemand ist, gab der Band die Beschreibung "Prog-Shoegazer", was ich genau anders herum gesagt hätte: "Shoegazer-Prog". 2009 gegründet, hat die Band zwei Jahre an dem ausführlichen Werk gearbeitet. Das Resultat lässt großartige Qualität erkennen, zum einen in der kompositorischen Sprache, die tatsächlich schon mal wie späte Led Zeppelin klingen kann, die U2 nachspielt, den ganzen Tag zuvor von nur Neurosis bedröhnt wurde und mit Pop liebäugelt (um das Mischungsverhältnis einigermaßen anzudeuten), technisch mitreißend eingespielt wurde, gut gemixt und gemastert ist, und trotz aller positiven Merkmale nie so ganz die Sinne wegbügelt.
Schönes Album, für Prog sehr liedhaft, für Rock sehr episch, ambitioniertes Werk begabter Musiker mit Handschrift, die ihre ganz eigene Nische gefunden haben, sich unzweifelhaft progrocktagesaktuell auszudrücken.
VM
Zurück
|