Don Airey "All Out" (Music Theories Recordings 2011)

War kaum zu ahnen, dass dieser jung gebliebene Altmeister zu einem solchen Schlag ausholt. Don Airey, mit allen Wassern gewaschen, durch Hardrock und Jazzrock, Kitsch und Kunst gestählter Tastenbarde, legt ganz frisch, neben seinem Engagement bei Deep Purple, ein Soloalbum vor, das alle Qualitäten vereint, die der Tastatieure schon einmal in den zahllosen großen und ganz großen Engagements (etwa Black Sabbath, Rainbow, Whitesnake, Jethro Tull, tausend andere und vor allem: Colosseum II) ablieferte, in denen er aktiv war.
10 Songs sind auf "All Out". Wackerer Hardrock mit AOR-Anbindung ("People In Your Head"), das ganz wie poppigere Rainbow klingt, instrumentale Weisheiten wie "Estancia", das als Spätnachwuchs von Emerson, Lake & Palmer mit Deep Purple-Schlagseite schön fetten Orgeldonner erzeugt, verspielte Keyboardfanfaren ("B'Cos"), die leuchtende Prog-Blubberperlen ohne Unterlass gebären und mit dezenter Neigung zum Jazzrock alte Kulturen weckt, typisch britischer Progressive Rock, Old School natürlich, durch Brian Auger und ELP-geschult ("Right Arm Overture"), Hendrix-Cover ("Fire") - weil's so schön ist und Gänsehautnostalgie trotz posigen Hardrockimages garantiert, die notwendige Ballade ("Long Road"), die längst nicht dusseligen Kitschfaktor hat, wie im altseligen Hardrock üblich, ein raffiniert schickes Arrangement präsentiert und in dem ein gewisser Keith Airey das Gary Moore-Gitarrensoli spielt, die schwer fett donnernde Rainbow-Hardrock-Orgie "Wrath Of Thor" und nicht zu guter Letzt der über 10 kurzweilige Minuten weilende Longtrack ("Tobruk"), der kraftvoll im gut fundamentierten und jazzabgehangenen Progressive Rock wildert. Dazwischen weitere gute Songs mehr, die Don Airey mit unzähligen Soli und verspieltes Bandinterplay bieten, wo viel gutes Zeug passiert und in denen lange Minuten zu gutem Wohlfühlen zusammenschmelzen.
Negativster Punkt der ganzen Platte, sobald sie nicht instrumental ist: Don Airey steht auf posigen Hardrock-Gesang und hat sich mit Carl Sentance einen entsprechenden Sänger eingekauft. OK, kann ich mitnehmen, weil es so schön fett dröhnt und kracht und die (instrumentale Seite der) Platte klingt, als hätte sie nix von Moderne und heutigem Zeitgeistsound gehört und gar und ganz im guten alten Rock lebt, in dem Progressive Rock, Klassik, Jazz und Blues zu freakigen Extratouren einladen, der aber auch den Mainstream-Faktor einsammelt, indem er den Gesang gestaltet, wie er ihn gestaltet. Nun gut.
Die ganze Platte ist indes so gut arrangiert, hat einen so knackfrischen, fetten Sound, das es ungemein Spaß macht, zuzuhören, nicht zuletzt, weil die Band hammergut ist und so Leute wie Joe Bonamassa oder Bernie Marsden hier und da ihre Axt auspacken und einstöpseln.
Macht Laune!

donairey.com
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VM



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