Discus "…tot licht!" (Musea Records 2003)

Discus bescheren uns mit ihrem 2. Album "…tot licht!" eine grandiose Überraschung. Die Band ist ungemein inspiriert, talentiert und engagiert. Bereits das Debüt der Indonesier brachte eine fabelhafte Mischung aus Old School Progressive Rock, Jazzverseuchtem, indonesischem Folk und Hardrock hervor. Diese Ingredienzien sind auf dem Follow Up erheblich besser verzahnt, verschmelzen zu einer wahnsinnig lebhaften, virtuosen Musik. Auf dem Debüt gab es viele Songs und einen Longtrack, das hat sich auf "…tot licht!" ungekehrt. Die 6 bis zu 19 Minuten langen Songs sind die Härteprüfung für die Boxen, stets bin ich bestrebt, diese göttlichen Klänge lauter zu drehen, um mich genüsslich in diesem faszinierenden Reigen zu versenken. Insgesamt sind die Songs härter, jazziger, komplexer geworden. Als Grundsubstanz sind Progressive Rock europäischer Prägung mit symphonischer Strenge, indonesischer Folk (Gamelan-Musik) und Jazz auszumachen. Dazu gesellt sich ein illustrer und äußerst lebendiger Hardrock/Metal, der sich etwa in den Gewässern von Faith No More inspiriert haben könnte, sowie ein tiefes Klassikverständnis, was sich im Besonderen in "Music for 5 Players" zeigt. Das Debüt präsentierte Ähnliches, doch längst nicht in dieser Verknüpfung, dieser ineinander aufgehenden, süchtig machenden Logik. Die Band Fadhil Indra, Iwan Hasan, Kiki Caloh, Anto Praboe, Eko Partitur, Hayunaji, Krisna Prameswara und Nonnie samt der Gäste Andy Julias und Ombat Nasution hat hart und streng gearbeitet und zeigt dem alten Europa und dem Rest der Prog hörenden Welt, wie hoch die qualitative Höhenmarke getrieben werden kann.
Die größtenteils elektrische und nur in einem Song wirklich akustische Musik (P.E.S.A.N.) ist einmalig und äußerst vielfältig. Die Bandmembers bedanken sich hier bei God Almighty und Jesus Christ, dort bei Allah SWT und spielen zusammen Musik. Ein gutes Zeichen für die ganze Welt, dass unterschiedliche Religionen in einer Sache friedlich und wirkungsvoll aufgehen können.
Ich habe den Eindruck, dass auf "…tot licht!" alles stimmt. Die Stimmen der Sänger, instrumentale Dynamik und komponiertes Liedgut. Hier gibt es keine langweiligen Allgemeinplätze. Stets überraschen Discus mit neuen Extravaganzen und witzigen, verblüffenden, schlüssigen Pointen. Das Jahr ist noch jung, aber "…tot licht!" ist bereits jetzt ein Anwärter auf das Prog Album des Jahres (neben dem Debüt von Ahvak). The Indonesian Progressive Society (IPS) ist den Thank You´s aufgeführt, da kann man sich nur anschließen. Die imaginäre Progressive-Rock-Landkarte hat immer weniger weiße Flecken. Ein Meilenstein. Absolutes Pflichtprogramm!

musearecords.com
VM



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