Deus Ex Machina "Cinque" (Cuneiform 2002)

Die Italiener Deus Ex Machina lassen sich nicht lumpen. Ihr 5. Studiowerk seit Gladium Caeli (1991) ist eine pure Lust. Die qualitativen Steigerungen sind immens. So kann ich mit ihrem ersten Werk nicht viel anfangen, ist die Statik der Songs instabil, die Einspielungen mehr gewollt als gekonnt. Doch mit den Alben/Jahren entwickelte sich dort etwas, gesteigert durch viele Konzerte und zwei illustre Live-Alben, das die Band bis in die Spitze des Avant-Prog katapultierte. Der Glücksfall in Deus Ex Machina wird schon durch die Musiker bestimmt: Sänger Alberto Piras hat eine ungewöhnliche, starke Stimme und singt - lateinisch. Alessandro Porreca am Bass und Claudio Trotta (dr) entwerfen eine stabile, heftige und fette Rhythmusstruktur, auf denen die kuriosen und nur an ungewöhnlichen, wahnwitzigen Ideen interessierten Bonez Buonetti (vi), Fabrizio Puglisi (keyb) und Magrino Collina (g) ihre verwirrend verrückten, frech-virtuosen Soli und improvisierten Passagen ausleben. "Cinque" strebt wieder mehr dem Rock zu, nachdem der Vorgänger "Equilibrismo Da Insofferenza" deutlich und wunderbar dem Jazzrock Tribut zollte. Die Bläser sind gebannt. Die improvisativen und komponierten Noten von "Cinque" üben sich im "Progressivieren" der schön harten, wilden und freien Rockstrukturen. Irgendwie typisch italienisch, obschon moderner als die 70er Inkarnation, doch von einer Natur, wie ihn wahrscheinlich nur der europäische Stiefel so gebären kann. So soll es keinen verwundern, wenn die Soli klingen, als sei der Organist betrunken, der Gitarrist von seltsamen Mitteln benebelt und der Geiger vom Mars oder einem ferneren Planeten, ohne dass Langeweile ausbricht, sondern sich verrücktestes, komplexes und strukturiertes Getön vitalisiert! Da freut es zu hören, dass der Sänger sein Organ so schräg sich winden und tönen lässt, dass man meint, in dieser alles in einem zusammentreffenden Augenblick zu hörenden puren Lust an Musik vor Glück schlicht zu ersaufen... Kein Wunder, bei DEN Frauen als Inspiration! Macht Euch gefasst: Schluss der Worte: ein wundersames Highlight des Jahres.

cuneiformrecords.com
VM



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