Dead Man "Dead Man" (Crusher Records 2005)

Dead Man aus Örebro, Schweden, haben sich Anfang 2003 zusammengefunden. Kristoffer Sjödahl (g, voc, perc), Johan Rydholm (acc-g, voc, perc), Joakim Dimberg (b, voc, synth, xyl, p) und Marcus Allard (dr, perc, voc) hatten zuvor in den Bands The Strollers, The Roadrunners und Norrsken gespielt; in Dead Man kam ihre Vorliebe für retrospektiv orientierten Psychedelic Rock zusammen. Im Frühjahr 2004 kam die Band mit Crusher Records in Kontakt, die bald darauf eine 2-Track-Single veröffentlichten. Ende 2005 folgte das LP-lange Debüt.
Darauf enthalten sind 7 Tracks, die sich zwischen Folk, 70er Heavy Psychedelic und schräger Improvisation abrackern. Teilweise bolzt die Band heftig, kann dabei recht proletarisch rocken, ohne auf irgendwelche differenzierte Strukturen Rücksicht zu nehmen. Das klingt hart und trocken und hat naiven Charme. Einer der vier Sangesknaben hat eine vibartionsreiche Meckerstimme wie Roger Chapman (die dieser bei Family und Streetwalkers noch mit freiem, wildem Geist einsetzte), nur das der Klang etwas heller, jugendlicher ist. Diese Stimme im völlig retro klingenden Heavy Rock macht ordentlich was her und wird gewiss gerade live on stage besonders Eindruck machen.
Die ersten 6 Tracks sind zwar ganz nett anzuhören, haben aber wenig Überraschungsformat. Zum Abhängen sind die Songs ganz passabel, ohne aber wirklich in den Bann zu ziehen. Einerseits liegt das an den immer mal wieder zu hörenden komischen Popsprengseln, die in der damaligen ("originalen") Zeit keiner "ernsthaften" (Hüstel!) Psychedelic Band in den anarchistisch gedachten Sinn gekommen wäre, andererseits sind auch die Kompositionen an sich nicht besonders hinreißend. Schön gespielt die Songs, erstklassig gesungen und mit toller retro Stimmung, aber da fehlt was. Ganz besonders fällt das im vorletzten Stück "Highway" auf, in dem die skandinavische Grundstimmung, die sehr angenehm ist, plötzlich im Gesang mit Steppenwolf-Versatz zu schrammeligem Prolo-Rock wird, was einfach zu schlicht ist.
Am meisten Inhalt haben Dead Man, die, das muss erwähnt sein, in fast jedem Song tolle Schlenker und Sounds mit Xylophon, Synthesizer und Perkussion einfügen, in ihren letzten und längsten Song gepackt. "Deep Forest Green" fängt geheimnisvoll und dunkel an, findet nach einiger Zeit ein nettes Motiv, das zwar gerade im Schlagzeug etwas zu schlicht Haudrauf-mäßig gebolzt ist, aber ansonsten richtig nett abgeht und irgendwie, seltsam, wie ein Mix aus Steppenwolf, Status Quo und 60s Garage Punk klingt. Das hat Eigenart und Witz, die Band jagt das lange Teil selbstbewusst in die 14 Minuten. Die verschrobenen, geheimnisvollen Improvisationsmotive kommen später wieder, nachdem die Band lange gerockt hat, ohne dabei besonders abwechslungsreich zu sein. Schönes Teil mit großem Reiz.

crusherrecords.com
justforkicks.de
VM




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