Dead Heroes Club "A Time Of Shadow" (ProgRock Records, VÖ: 17.11.2009)

Liam Campbell (voc, acc-g), Mickey Gallagher (dr, perc), Wilson Graham (b, voc), Gerry Mc Gerigal (g, voc) und Chris Norby (key) sind für ihr zweites Album in Klausur gegangen. Die Sanftheit ihres ersten Albums haben sie überwiegend abgelegt, beziehungsweise in harten Rock gekleidet, der nicht zu Hardrock mutiert, enorm gut abgeht, und wesentliche progressive und neoprogressive Merkmale en masse et en detail präsentiert.
Die zwischen 4 und 15 Minuten langen Songs, überwiegend sehr langen Stücke, sind komplex aufgebaut, haben ein deftiges, schön trockenes, typisch britisch rockendes Rhythmusgerüst, das zwar allerhand verspielte und vertrackte Radikale auffährt und die themenreichen Songs in allen Wechseln mit schweren Breaks und Finessen rasant begleitet, nie aber den Rock-Faktor aus den Augen lässt und damit eine Parallele zu Pallas haben, die ebenfalls zu rocken wissen.
Dead Heroes Club haben, wie wohl jede Progressive Rock Band, einen großen Einflussbereich aus dem klassischen Bereich (Genesis und Pink Floyd sind zuerst auszumachen), klingen aber eher eigenständig und unabhängig. Sie bezeichnen sich selbst als Irlands einzige Progressive Rockband, was ich nicht hoffen will, kommen mit ihren Songs, den romantisch poetischen bis nachdenklich sozialkritischen Texten, ihrer (lustig überfrachteten) Webseite und der CD samt Booklet so locker und selbstbewusst rüber, dass der Sympathiebonus sofort verschossen ist.
Trotzdem ihre Songs nicht unbedingt die Krönung progressiver Kompositionskunst sind, haben sie doch ausgewogene Themen mit emotionalem Tiefgang und komplex-aufwendigen Arrangements. Läuft das Album beim ersten Hören fast nebenbei durch, locker und schnell, kurzweilig, weil schön deftig und lebhaft, selbst in nachdenklich-melancholischen Phasen, so machen sich ab dem zweiten Durchhören nach und nach die verschachtelten und schöngeistigen Ideen, die künstlerischen Vitamine auf und strahlen ihre organische Substanz aus. Jedes weitere Hören macht die Songs offenbarer, klarer, eindrücklicher, bis sie zuletzt ganz vertraut sind und ich schon in der Küche manche Partie vor mich hin pfeife, während ich die CD gar nicht höre und Pommernkost vergnügt zubereite.
Progressive Rock braucht viele Durchläufe, um gar und ganz verstanden und empfunden sein zu können. Diesem hier ist gut zuzuhören. Nichts ist anstrengend, und trotzdem die Band nicht die höchsten Höhen der Musikkunst erfunden hat, ist es angenehm - und cool - der CD und ihren Songs locker wegzulauschen.

myspace.com/thedeadheroesclub
progrockrecords.com
VM



Zurück