daybreakdown "shinelikerust" (Dirt Road Records 2007)

Ganz und gar amerikanischer Rock, was die Internet-geschädigten [die Schreibweise ihres Bandnamens] young boys von daybreakdown auf "shinelikerust" veranstalten, in ihrem ganz eigenen, lebhaft-fetten Mix aus frühem Eric Burdon (Gesang), alten Rolling Stones (bluesig-kraftvolle Arrangements) und aktuellem Southern Rock (Gitarrenarbeit und -soli, Pianosoli, instrumentale Struktur), im Verbund mit melancholisch-liedhaftem Folkrock Marke Bob Dylan/The Band sowie Van Morrisons prächtiger Songschmelze - und die DNA der daybreakdown-Songarchitektur liegt bloß und räumlich vor dem inneren Ohr. Hier im europäischen alten Land glaubt man ja stets, dass die Cowboys des freien wilden Westens erwachsen geboren werden, oder besser, aus dem Nebel, dem Dunkel oder dem Blenden der Sonne treten und dann einfach schlicht da sind. Tatsächlich jedoch werden auch diese Helden, ja, ganz normal geboren und von ihren Eltern wachsen gelassen, bis sie Gitarren halten können oder soweit sind, mit arbeitenden Schlagzeugstöcken in den Händen, und im Takt, Bier lässig zu trinken sich die Ehre geben.
Dann gründen sie Bands und ärgern ihre Freunde mit mehr oder weniger inspirierter Musikalität und entsprechend technisch versierter Qualität. Was früher Pistolen und Pferde, sind heute Gitarren und Verstärker, und wenn dann doch ihre Freunde erstaunt ein zweites Mal zuhören und meinen, das sei aber prächtig, dann gehen diese boys das wie unsere ganz eigenen ernsthafter an, lernen, aus ihren Instrumenten Virtuosität zu ziehen und cool auf der Bühne auszusehen, während sie diese so hölleheißen Songs spielen.
Irgendwann sind genügend Songs fertig, die Eltern und Großeltern zu fragen, ob sie das nötige Kleingeld für die Herstellung der ersten künstlerischen Manifestation in Form des CD-Debüts haben, was die stets mit Ja beantworten, hat doch nicht jeder angegraute Cowboy den stilecht geratenen Nachwuchs, dem es gegeben ist, Musik sich ganz allein auszudenken.
Eine Webseite klettert aus dem Nichts, stimmungsreiche Bilder wandern auf das Gesicht der CD, das Cover, und die Herzen klopfen, wenn die CD ins ferne Europa geschickt wird, wo selbstvergessene Musikfreaks gierig auf die weltweiten Kreativitätseingänge warten, um alles in ihren Kopf zu pressen (ohne in den meisten Fällen jedoch wirklich zu verdauen, will sagen, reflektieren). Die Alteuropäer sind kulturfanatische Menschen, das haben sie davon, dass sie Erben großer Geschichte und Kultur sind. Sie können nicht ohne. Und weil es so viele davon gibt, hat sich längst eine Interessenexplosion ergeben, bereits vor mindestens über 50 Jahren gehen die Interessen der Alt-Eingeborenen in die Nähe wie die Ferne und alles, was an Klang einen Widerklang (um mal im Musikalischen zu bleiben) im eigenen Wohlgefühl auslöst, wird mit einem stillen Lächeln im Mundwinkel genüsslich in die Wohnung gespült, oftmals aus so teuren Boxen, dass es geradezu eine Sünde ist. Ja.
Pardon. daybreakdown: Vielleicht ist auch noch eine Spur Country mit drin - zudem die Erfahrung der großen Zeit der Rockmusik, die haben gewiss Lynyrd Skynyrd wie The Band gehört und sich, so klingt es, von früher Metal-Begeisterung gelöst. 12 mehr oder weniger kurze Songs gibt es auf der CD, der letzte als "hidden track" im elften verborgen, nach der üblichen Spaßminutenpause. Die Texte sind im Booklet zum Mitsingen abgedruckt, auch die Gäste, die Gitarren, Mandoline und Banjo spielen und ihre Stimme erheben. Welches Instrument welcher der fünf Namen spielt, die als Mitglieder in daybreakdown gelistet sind, ist hingegen nicht aufgeführt. Dem Höreindruck nach handelt es sich dabei schlicht um das allgemeine Rockinstrumentarium: g, b, p, dr, voc.
Radiokompatibel, nicht weit vom Mainstream entfernt - und doch inspiriert erdacht und versiert gespielt. Gute Band, tolle Platte!

VM



Zurück