David Cross Band "Alive in the Underworld" (Noisy Records 2008)

David Cross ist wohl der letzte Verbliebene aus den vielen King Crimson Inkarnationen bis 1974, der quirlig und umtriebig im Progressive Rock aktiv geblieben ist. "The Big Picture", "Testing To Destruction", "Exiles" und "Closer Than Skin" haben die hart rockende Virtuosität des Geigers bewiesen, der sein Instrument nach wie vor elektrisch einstöpselt und vor atonalen und avantgardistischen Sounds nicht zurückschreckt.
Mit seiner Band Mick Paul (b), Paul Clark (g), Arch Stanton (voc), Joe Crabtree (dr) und Alex Hall (key) hat David Cross im April 2005 eine Tour durch Japan absolviert und anschließend einige Konzerte auf der heimischen britischen Insel gegeben.
Die neun Konzerttracks sind im März 2006 im "The Robin" in Bilston, Nord-London, aufgezeichnet worden, wo die Band sich warm gespielt zeigte. Die Songs sind deftig und knackfrisch, stammen in der Überzahl von David Cross Alben, drei King Crimson Covers sind dabei sowie, als Bonus, ein neuer, improvisativer Studiosong.
Nicht David Cross mit seinem virtuosen, teuflischen Geigenspiel allein macht den Aufnahmen alle Ehre. Gitarrist Paul Clark, schon lange mit Cross verbandelt, weiß sich ebenso gut in Szene zu setzen. Sänger Arch Stanton hat eine kraftvolle Rockstimme, die allerdings in den späteren KC-Tracks etwas neben der Spur liegt.
Gerade in den King Crimson Covertracks zeigt sich, und hier vor allem im vertrackten "Starless", dass der Klassiker verdammt schwer zu intonieren ist, was dazu gehört, diese extreme Note in Schwingung zu bringen - und zu halten. Mit einigen dynamischen Brüchen schafft die Band es jedoch geschickt, Leben in das alte Monster zu bringen. Vor allem Gitarrist Clark wird anschließend wohl Muskelkater in den Unterarmen gehabt haben, die stetig aufstrebende Komposition bedarf eines exzellenten Gitarristen. Hier ist ein markanter Unterschied zum Gitarre spielenden Komponisten des Songs (Massa Fripp) zu spüren. Obschon Clark sehr gut ist, und sich nicht zu schämen braucht für die großartige Leistung, bleibt er doch Meilen hinter Robert Fripp zurück, wird deutlich, was es bedeutet, "Starless" zu spielen.
Die Band kocht die Cross-Suppe gehörig heiß. Am schönsten natürlich die Geigenparts und -soli, die in Rasanz und rotzendem Krächzen nach wie vor metallische Avantgarde sind und dem geneigten Fan Genuss und Satisfaktion in die Blutbahn schießen.
"Alive in the Underworld" ist kein essentielles Album, kein "must have", aber ein virtuoses Lebenszeichen eines Überlebenden, der mit Nachwuchs an der Seite alte und neue Seelen wieder belebt. Mit Verve und Kunstsinn.

david-cross.com
noisy.co.uk
VM



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