Dark Sarah "Behind The Black Veil" (Inner Wound Recordings 2015)


Musical Metal, gibbet dat? Klaro! Das vorliegende Album fällt zum Peinspiel in diese erlesene Kategorie musikalisch-opulenter Dharmaturgie. (Es ist wieder einmal Zeit für eine Enthüllung: Ich wurde vor Jahren durch ein Schlüsselerlebnis vom Musicalverächter zum Musicalverfechter.) Hyperrealistische sinfonische Kulissen treffen auf messerscharfe Riffwände; daraus entsteht ein veritables Traumtheater ganz ohne Schmelzkäse-Attitüde. Das als Konzeptalbum angelegte Werk behandelt das Entdecken der dunklen Aspekte des Menschseins, die meines Erachtens in der Tat einen schwarzen Schleier darstellen, der unseren Bewusstwerdungsprozess verdunkelt, indem uns dieser Schattenvorhang vorgaukelt, dass es dahinter nicht weitergeht. Doch dies ist ein Trugschluss; wenn die dunklen Aspekte von immer mehr Menschen aus dem unbewussten Bereich ans Licht des Wachbewusstseins geholt werden, um mittels einer Auseinandersetzung mit ihnen ins individuelle feinstofflich-energetische Gesamtgefüge integriert zu werden, löst sich der schwarze Schleier langsam auf und eine umfassende Durchlichtung kann beginnen. Die im Rahmen dieses Albums erzählte Geschichte schreit förmlich nach einer Adaption auf der Musical-Bühne. Zusammen mit diversen mehr oder minder prominenten Gästen begeben sich die Sopranistin Heidi Parviainen (Gesang) sowie Erkka Korhonen und Sami Salonen (Gitarren), Lauri Kuussalo (Schlagzeug) und Rude Rothstén (Bass) auf eine Tour de Force der ganz besonderen Art: Die Grauzone des Bewusstseins wird auf allerlei Pfaden im Düsterwald der Seele durchschritten und durchlitten, wobei sich unter anderem die Frage stellt, ob man sich aus Angst vor Verletzungen einen Seelenpanzer anlegen soll, um nicht mehr leiden zu müssen. Dafür gilt es allerdings einen Preis zu bezahlen, der das Menschsein quasi eindimensional werden lässt und ebenso unempfindlich für echte Liebe und Freude macht. (Das Märchen "das kalte Herz" passt in diesen Kontext und veranschaulicht gleichzeitig weitere Facetten der Herzlosigkeit.) Besonders interessant klingt der Rausschmeißer "A Grim Christmas Story"; als Persil-Flagge des Weihnachtsliedes "Twelve Days Of Christmas" mal ein Weinachtsleid, das augenzwinkernd zum Besten gegeben wird... Diese CD stellt die ideale Ergänzung zu dem äußerst empfehlenswerten Film "Nightmare Before Christmas" dar und sollte unter keinem Grabbeltisch fehlen. Vor allem Menschen, die sich mit ihren dunklen Aspekten beschäftigen möchten, werden vom Tiefgang der textlichen Aussagen dieses Rundlings sehr angetan sein, bieten diese doch hervorragende Startpunkte für geistige Exkursionen mannigfaltiger Art, welche zu hervor ragenden Standpunkten auf dem Weg zur Selbsterkenntnis führen können.

darksarah.com
Frank Bender



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