Technik



Custom Strat 2                                                                                                 26.11.2007


Gehen wir hier gleich in die Vollen! Nachdem 3 Leser per E Mail, einen detaillierten Bericht über die letzten Gitarren Frank Zappa´s wünschten, beuge ich mich lieber diesem, als mich über die Unprofessionalität div. Fachzeitschriften weiter aufzuregen!
In den 70ern hatte Frank immer mal wieder Fender Strats im Tourgepäck, entweder eine customized Sunburst oder die Hendrix Strat.
Letztere diente auch Steve Vai und Adrian Belew als Backup Guitar, nachzuhören bzw. nachzusehen auf der Baby Snakes DVD (Adrian) oder Zomby Woof auf YcdtoSA (Steve).
Frank war aufgrund der fehlenden Stimmstabilität des Fender Trems nicht wirklich von der Strat überzeugt, ein Umstand, der erst durch das Floyd Rose Vibrato System gelöst wurde. Dazu folgende interessante Hintergrundgeschichte:
Auf einer Probe erschien Steve Vai mit einer Strat, auf der eben dieses Floyd Rose Vibrato System angebracht war. Steve, der nicht zu Unrecht später von David Coverdale als "Wagner of the Whammybar" tituliert wurde, demonstrierte mit eindrucksvollen Divebombs die Stimmstabilität des Floyd Rose. Mr. Zappa war sofort Feuer und Flamme und ließ sich ebenfalls ein Floyd Rose auf die Sunburst "Performance" Strat verschrauben. Mit dieser Gitarre wurde übrigens "St. Etienne" eingespielt.
Floyd Rose seinerseits ist, genau wie Les Paul, eine tatsächlich lebende Person, die zeitgleich, mit dem deutschen Guitarallrounder Atze Gölsdorf (Rockinger/Düsenberg Guitars) die Idee hatte, Gitarrensaiten an Steg und Brücke abzuklemmen, um somit die mechanischen Kräfte an den Tunern zu eliminieren. Ansonsten trat folgendes Problem auf:
Bei Betätigung des Tremhebels lockerten sich die Saitenabwicklungen an den Mechaniken und kehrten nicht in die Normalposition zurück. Ein ungerader Saitenverlauf an der Kopfplatte, also hinter dem Sattel, begünstigte diesen Effekt. Also, abklemmen, fettich!
Kurz darauf bemerkte man jedoch, dass die Gitarre nicht mehr stimmbar war, so spendierte man dem Vibrato kurzerhand Finetuner!
Die Patente für diese ganze Angelegenheit wurden fast zeitgleich eingereicht, wobei Herr Gölsdorf ca. 3 Wochen schneller war! Warum jetzt alle Welt Floyd Rose statt True Tune auf die Klangbretter schraubt, hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass die namhaften Endorser nun mal in L A beheimatet sind und nicht in Hannover. Bekannt ist mir, dass Eddie van Halen zuerst das Rockinger Modell auf seine Frankenstein Strat schraubte und sich erst später, zusammen mit Neil Schon, für Floyd Rose entschied.
Frank jedenfalls lies sich, wie Eingangs erwähnt, das Floyd Rose auf die Sunburst Performance Strat nageln und gab 1983 die "Blonde" in Auftrag. Hier legte er seine gesamte Erfahrung als Touring Guitarist in die Waagschale und präsentierte, pünktlich zur 84er Tour, seine neue, beste Freundin.
Die Halsmaße wurden 1:1 von der Phönix SG übernommen! Auf den 23sten Bund konnte, dank des Vibratos, verzichtet werden. Der Hals besteht, wie auf der "Does Humor belong in Music" DVD sehr schön zu sehen ist, aus einem Stück Ahorn und man erkennt ebenfalls, dass Frank die Soli mit den Plektren direkt auf Hals bzw. Griffbrett spielt, wobei er sich mit der Schlaghand am unteren Cutaway festhält. Wahrscheinlich hat das tonale Gründe, denn merke:
"Je weiter man von Bridge und Steg den Ton anschlägt, desto voller erklingt er!!"
Gebrauchsspuren auf der Phönix SG zeigen, dass Frank sehr oft in dieser Position plekte. Kam ja auch der Gitarrenhöhe, kurz unterm Kinn, sehr zugegen. Einzig die Custom Les Paul, die er von 80 - 82 spielte, hing auf niedriger Höhe, denn eine Les Paul wirkt umso leichter je tiefer sie hängt. Man schaue sich dazu einmal die Photos von Jimy Page an. Kurz über den Knien scheint gerade richtig zu sein. Gravitation ist halt ´ne Sau! Das weiß jeder mit über 100 kg Körpergewicht. Da wir schon mal beim Körper sind; der Gitarrenbody besteht mit allergrößter Wahrscheinlichkeit aus Sumpfesche, die Maserung lässt darauf schließen. Die Farbe der Holden ist telegelb natürlich see through, des weiteren handelt es sich um einen 1:1 Stratbody. Das schwarze Schlagbrett beherbergt 3 Hot Stack Pickups aus dem Hause Seymour Duncan. Obwohl im Singlecoilformat gehalten, handelt es sich hier um reinrassige Humbucker, erkennbar an der Klingenoberfläche.
Nicht das der Verdacht aufkommt, die Hot Stacks würden schwächeln. Mit 16.9 K (Bridge) und 10.9 K (Neck) pumpen die schon recht ordentlich und toppen auch den Jeff Beck Pickup aus gleichem Haus, jedoch betonen die Hot Stacks mehr die Mitten und Bässe.
Der Halstonabnehmer wurde für die 88ger Tour durch einen Quarterpound Singlecoil ersetzt.
Die Hot Stacks sind übrigens keine Highendboliden, sondern bringen das Gespielte moderat zu Gehör. Was sie auszeichnet ist, dass sie Frank´s HiFi Gitarrenton sehr entgegenkommen, da sie ein sehr breites Frequenzspektrum übertragen. Verwaltet werden sie von der vollparametrischen Klangregelung, die auch "The Q" einschließt. Diese behandelt die Frequenzen 50 Hz - 2 Hz, 500Hz - 20 Hz und 250 Hz - 25 KHz. Einstellbar ist der sogenannte Multiband EQ über stacked Potis, wie man sie von Bässen kennt. Die ganze Peripherie ist natürlich aktiv und von Zappa´s Tontechnikern nach seinen Angaben erdacht.
2 Boostschalter heben das Ausgangssignal bei Bedarf um 40 db. Zusammen mit Volumepoti und 5 Wegregler hat man alles was das Herz begehrt. Mit "The Q" konnte Frank die Strat auf die jeweiligen Veranstaltungsorte einstimmen, das ersparte ihm das, aus seiner Sicht, alberne Rumposen vor dem Verstärker, um seine Feedbackorgien zu feiern. Very Sweetspot - kompatibel, yes indeed!
Alles in Allem ist die Gitarre nach außen hin sehr konservativ gehalten und ihr traditionelles Erscheinungsbild will nicht so recht in die 80er passen, einer Zeit, in der nackte Weiber oder Drachen den Gitarrenkorpus zierten und die Rockstars strasssteinbesetzte Spandexhosen trugen, die in Westernstiefeln steckten. Kleiner Tipp? Steve Vai zu David Lee Roth Zeiten!!!
Vom Vintagewahn der Jetztzeit war man weit entfernt und eine 59 Les Paul noch bezahlbar.
Aber es war auch eine Zeit der Neuerungen. Charvel, Jackson, PRS. Hamer und Steinberger traten Gibson und Fender gewaltig in den Arsch. Aufgrund der Qualität und Kundennähe zog es diejenigen, die es sich leisten konnten, zu den jungen Wilden und auch Performance Guitars, die eigentlich nur aus 3 pfiffigen Asiaten bestand, zogen sich die Creme de la Creme ran. Robin Crosby & Warren de Martini (Ratt), Steve Vai, Warren Cuccurullo und Dweezil Zappa orderten sich hier ihre Edelklampfen.
Irgendwann gingen Fender & Gibson dazu über, die Firmen samt Personal aufzukaufen, so dass aus der Generation einzig PRS und Hamer ihre Selbständigkeit behalten konnten!



Michael KrAMPe




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