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Curlew "North America" (Cuneiform Records 2002)
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"North America" ist das 1986 nur in Europa als Vinyl aufgelegte zweite Album der No Wave Legende Curlew. Für das CD release sind 30 Minuten Live-Material von 1983 dazugekommen. Die damalige Besetzung von Curlew liest sich wie das Who-is-who der New Yorker Underground Szene, die bis heute aktiv ist. 1986 war musikalisch eine völlig andere Periode als heute. Progressive Rock war verpönt, Jazzrock hatte sich im Mainstream totgedudelt - überhaupt war die Rockmusik in ihrer größten Krise. Doch gute Musiker gibt es immer wieder und so brachen Ende der Siebziger Jahre aus Jazz, Punk, New Wave und Prog-"Resten" neue Ansätze auf, die sich im weitumfassenden Begriff "No Wave" als Unterpunkt im Jazz sammelten. George Cartwright (sax) war mit seiner Band Curlew Teil der Szene. Gemeinsam mit Tom Cora (R.I.P.), Mark Howell (g), Fred Frith (b,g, vln), Rick Brown (dr) und J. Pippin Barnett (dr) hat er die 13 Songs von "North America" eingespielt. Augenmerk lag auf kurzen Songs, die wenige solistische Teile, aber improvisative Elemente duldeten. Die Band kam schnell zum Punkt und landete Pointen, die in der Form neu waren. Das Saxophon vor allem bestimmt die instrumentalen Stücke, doch auch Gitarre, Violine und Cello bringen sich geschickt ein. Rhythmische Formen stehen im Vordergrund, hart und rau im Ton, kühl und doch virtuos in der Harmonie. Die knackfrischen Songs sind allesamt etwas "weird", das aber in humorvoller Lässigkeit und wilder Coolness. Die Soundqualität der Livetracks läßt im Vergleich zu den Studioaufnahmen etwas nach, ist aber dennoch gut. Die Stücke wirken noch etwas rauer, vielleicht liegt es an der Live-Performance. Cartwright und Cora arbeiten mit Nicky Skopelitis (g), Otto Williams (b) und Anton Fier (dr) zusammen. Die CD kann die tolle Atmosphäre des Konzertes nicht ganz einfangen, aber die bisher unveröffentlichten Stücke verraten eine Menge über die Lust am Spiel und die Stimmung in Mort´s Place, wo die Stücke aufgezeichnet wurden. Vor allem der Oberknaller "Oklahoma", ein humorvolles, wildes Stück mit irrem Rhythmuswechsel ist beeindruckend. Wichtiges Album, gewiss auch für an jazznahem Progressive Rock Interessierte ein Erlebnis.
cuneiformrecords.com
VM
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