Crystal Lake "safe" (Lynx Music 2009)

Die moderne polnische Neoprog-Szene hat sich längst gemausert. Überraschte vor - unendlich vielen - Jahren die Übernahme der Geschäfte aus britischer und holländischer Hand noch, macht sich nun längst eher Verblüffung breit, dass - im Unterschied zu beiden anderen Szenen - Polen den weitaus längsten Atem hat und neben qualitativer Größe mit steter Veränderung und Erneuerung überrascht, ohne dem, was Neoprog im Kern ausmacht: symphonischer Schöngeist, Harmonie- und Melodieintensität, bombastische Arrangements, komplexer Songaufbau, lange Kompositionen - nun, ohne dies zu vernachlässigen oder vernichten.
Crystal Lake werden mit "safe" ihre Freunde finden. Die sitzen wahrscheinlich schon in Lauerstellung, ein Album wie dieses mit nervöser Gier erwartend. "safe" beginnt instrumental. Über 5 Minuten baut sich das atmosphärisch dichte "Way of dream" auf, schon einmal mit Gitarrensoli im aufgeregten Mittelpunkt des impulsiv melancholischen Themas als lustvollem Intro winkend. Der englischsprachige Gesang in den fünf folgenden Tracks überzeugt, ist gut ins Instrumentale eingebaut und hat rasante und aggressive Kanten und Ecken. Neben den flächendeckenden Keyboards stehen metallische Gitarren im Mittelpunkt, die Härte und Riffknackigkeit einbringen. Die Metal-Nähe steht dem Powerrock gut, die etwas dicke Keyboardarbeit wirkt nahbarer, ihre Statik und Schwere bekommt gemetzelte Wunden, die der Oberfläche ein raues und wildes Aussehen geben. Der Rhythmus hat seine komplexe Dynamik, ohne besonders zu überraschen, lediglich in emotional aufgebrachten instrumentalen Exkursionen geht es würziger und extremer zur Sache.
"safe" ist ein virtuoses Aushängeschild einer begabten Band, die kompositorisch mutiger sein könnte und doch jetzt schon überrascht. Vor allem, wenn plötzlich ein jazziger Part für Schwerpunktverlagerung sorgt und dem Moment einen unglaublichen Kick gibt. Mehr davon!

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VM



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