Cryptex „Good Morning, How Did You Live?“ (Saol/H'ART 2011)


Anlässlich des Titels dieser CD kann man sich folgende Frage stellen: „Good Morning, do you live at all?“ Die klassische Dilemma-Situation - rote oder blaue Pille - lautet „Live or be lived!!!“ Aus den Poren der Cryptexter atmet der einzigartige und unabhängige Geist der Band Helga Pictures, die leider zumindest momentan in anderen Dimensionen zu weilen scheint. Der Name Cryptex ist ein Worthybrid und leitet sich von den beiden Begriffen Cryptology und Codex ab. Ziemlich geheimnisvoll, aber keineswegs krude ist denn auch der Schwingungs-Mix, der den Hörer dieses Albums erwartet. Es gibt folkige, proggige, früh-queeneske, bluesige und hard-rockige Passagen, die gekonnt zu einem sehr bekömmlichen Amalganum verschmolzen werden. Simon Moskon (Gesang, Bass, Keyboards, Bluesharp und Didgeridoo) Ramon Fleig (Schlagzeug, Percussion, Cajon und Chorgesang) und Martin Linke (Gitarre, Sansula und Chorgesang), der 2013 durch Marc Andrejkovits ersetzt wurde, jonglieren mit vielen Stilen und wirbeln den Staub in den musikalischen Kategorie-Schubladen gehörig durcheinander. Die drei Jungfüchse sind kompositorisch so ausgebufft wie alte Hasen, weil sie sich eben nicht innerhalb einer Stilistik einigeln und immer schon vor dem Zeitgeist am Etappen-Ziel (= Songende) angekommen sind. Die programmatisch-progressiv-pionierig-neugierigen Herren sind absolute Individualisten, was sie durch ihre Musik und ihre Texte in eindeutiger Weise zum Ausdruck bringen. Glücklicherweise wollen nicht alle Schafe über einen Kamm geschoren werden, vor allem dann nicht, wenn sie nicht wissen, von wem und wo genau die Schere angesetzt wird. Es soll schon vorgekommen sein, dass erwachten Schafen hinterrücks mit einer Schere die Kehle aufgeschlitzt und dann öffentlich verlautbart wurde, diese Schafe seien zufälligerweise in die in Kopfhöhe schwebende, geöffnete Schere gelaufen, was für schlafende Schafe völlig plausibel klingt, wenn deren Blickwinkel entsprechend durch rosarote oder wahlweise auch schwarze Brillen aus dem Medien-Markt verzerrt wird. Wenn sich 7.000.000.000 Schafe von 700 Wölfen terrorisieren lassen, die ein Schaf nach dem anderen umbringen und die jeweils anderen Schafe sich immer nur sagen: "Zum Glück hat es mich nicht erwischt!" und blöde durcheinander blökend Fersengeld geben, um ihre eigene Haut zu retten, bis sie selbst an der Reihe sind, ist dies weder ein Zeichen von Cleverness noch von Mut, sondern im wahrsten Sinne des Wortes Kadaver-Gehorsam. 7.000 Schafe würden ausreichen, um die 700 Wölfe in Schach zu halten bzw. zu vertreiben, wenn die Schafe in einer konzertierten Aktion handelten. Es gilt somit zunächst einmnal die Kette des Gehorsams zu durchbrechen, vor allem wenn Befehle entgegen aller moralischen und ethischen Prinzipien erteilt werden. Bleibt man nun angesichts einer sich immer enger um den eigenen Hals schmiegenden Schlinge schön mit der Herde auf den vorgegebenen Wegen oder zeigt man gegenüber den Schlingeln Kante, indem man aus der Herde ausbricht und seine eigenen Pfade trampelt, sei es individuell oder als Ethnie? Wenn von der freien Presse z.B. die Frage „Wie gefährlich ist Separatismus?“ gestellt wird, sollte man hellhörig werden. In diesem Kontext stellt sich zuallererst die Frage, für wen oder was Separatismus gefährlich ist!!! Zwecks Finanzierung der anstehenden zweiten CD nehmen Cryptex die Sache selbst in die Hand, indem sie aus den üblichen Vermarktungs-Käfigen ausbrechen und eine Crowdfunding-Kampagne starten. Alle erwachten Schafe, die ein solches Unterfangen unterstützenswert finden, sind aufgerufen, sich daran zu beteiligen, damit das neue Album von Cryptex erscheinen und darüber hinaus so klingen kann, wie es seitens der Band klingen soll. Gemeinsam schaf(f)en wir das!!!

cryptexmusic.com
Frank Bender




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