David Cross and Andrew Keeling "English Sun - Electric Chamber Music Vol. 2" (Noisy Records, VÖ: 01.02.2010)

Der Eine, David Cross, war Teil von King Crimson und betreibt seine eigene David Cross Band, in der er Rockmusik spielt. Der Andere, Andrew Keeling, hat ein Buch über King Crimson geschrieben und arbeitet zumeist im klassischen Bereich wie in der Neuen Musik. Im Booklet sind Haikus zu lesen, die Peter Sinfield geschrieben hat, ein weiterer Name, der mit der großen alten Band in Verbindung steht. Mit King Crimson hat "English Sun" musikalisch jedoch weiter nichts zu tun.
David Cross (e-vi) und Andrew Keeling (fl) nennen ihre Musik ‚Electric Chamber Music'. Cross ist ein typischer Rockgeiger, der kratzige, harsche Töne liebt, ungewöhnliche melodische Wege geht, verhallte Sounds und Echos mag - und dennoch sehr gut zum klassisch geübten Andrew Keeling passt, dessen Flötenspiel sofort erkennbar aus der Klassik inspiriert und ausgebildet ist.
‚Electric Chamber Music' ist auch insofern ein guter Begriff, als keine weitere Schublade gefunden werden muss, um die ungewöhnliche Zusammenarbeit der beiden inspirierten Musiker einzusortieren.
Die 9 ‚Songs' auf "English Sun" sind intuitive, ambiente Elegien. Das Spiel beider Melodiker fließt ineinander, kreuzt sich oder untermalt einander. Beide füllen solistische Passagen aus, gehen aber zumeist gemeinsam vor, die nachdenklichen Strukturen mit viel Ideengut melodisch auszufüllen. Es bedarf einiger Offenheit und Neugierde, die ungewöhnliche, leise, und keineswegs besonders eingängige, jedoch schmeichelhafte, sanfte Musik zu mögen. Für ungeschulte Ohren könnte das Duo melodisch zu schwer sein, für Rockfans ist der Sound vielleicht zu weit hergeholt, Klassik-Enthusiasten müssen Cross' Rockprägung lieben lernen. Und doch glaube ich, dass "English Sun", vielleicht sogar im Echo von King Crimson, eine gute Chance hat, ein intelligentes, aufgeschlossenes Publikum zu finden.

myspace.com/crossandkeeling
noisy.co.uk
VM



Zurück