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Cream - "Royal Albert Hall, London, May 2 / 3 / 5 / 6 2005" (Reprise 2005)
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Nachdem sein 2005er Soloalbum "Back Home" eher durchwachsen ausgefallen war, bewies Eric Clapton im Mai 2005 bei vier Konzerten mit seinen alten Kumpels Ginger Baker (Schlagzeug) und Jack Bruce (Bass, Harmonica), dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört.
Ja, die Sensation war perfekt: Cream gaben sich 27 Jahre nach ihrem legendären Abschiedskonzert an gleicher Stätte nochmals die Ehre. Die Band, die zwischen 1967 und 1969 für zwei Jahre die Blues- und Rockszene gehörig aufgemischt hatte, gab ein spätes Comeback. Das hatte man sicherlich nicht mehr für möglich gehalten, war man doch noch beim 50. Geburtstag von Jack Bruce 1993 so zerstritten, das Gary Moore anstelle von Clapton beim seinerzeitigen Konzert auftrat. Die Fans waren aus dem Häuschen und auch der Rezensent überlegte sich ernsthaft einen London-Trip zu unternehmen. Aber ehe man es sich versah waren die Konzerte restlos ausverkauft... aber für die Nachwelt und alle Zukurzgekommenen wurden die legendären Konzerte mitgeschnitten und auf DVD und CD veröffentlicht.
Cream in 2005, alle drei Protagonisten schon knapp dran oder über 60 Jahre alt, was konnte das werden? Das konnte klasse werden! Gut, Ginger Baker sieht inzwischen ausgemergelt und dem Tod nahe aus, seiner Spielfreude und seinem druckvollen Drumming tut das keinen Abbruch. Gut, Jack Bruce braucht eine Stehhilfe, aber am Bass ist er immer noch ein Tier und sein Gesang ist beeindruckend wie von jeher. Am fittesten wirkt noch Clapton himself, der nach Jahren der Sucht- und Drogenkrankheiten geläutert und gestählt wirkt.
Natürlich musizieren die Drei nicht mehr so manisch-abgefahren wie in den sechziger Jahren, aber wer würde das auch noch erwarten. Aber, im Rahmen der Konzerte werden nun wirklich alle Cream-Klassiker dargeboten und wahrlich nicht in lahmen Alte-Herren-Versionen, sondern mit Druck und Power. Nur improvisiert wird nicht mehr ganz soviel wie früher.
Von "I'm so glad" über "Sleepy Time Time" bis hin zu "White Room" und "Sunshine of your love" kann der Fan (und solche, die es noch werden wollen) im zeitlosen und immer noch beeindruckenden Cream-Songmaterial schwelgen. Natürlich dürfen auch Kuriositäten wie das von Ginger Baker, na ja, gesungen "Pressed Rat and Warthog", der seltsame "Outside Woman Blues" und natürlich Ginger Bakers legendäres Drumsolo "Toad" nicht fehlen.
Fans brauchen leider beides: Die Doppel-CD mit der Audio-Spur und die Doppel-DVD mit den Bildern und einigem Bonusmaterial (Behind the scenes, Interview...). Da es kein Paket gibt, ist das ziemlich teuer (und fiese Abzocke), aber daran führt nun kein Weg vorbei. Clapton, Baker und Bruce geben sich Mühe und es macht ihnen offensichtlich grossen Spass. Und wenn man das sieht und hört, dann kommen einem schon irgendwie die Tränen der Rührung und dann vergisst man eh' alles um sich herum und geniesst die Show der alten Kämpen...
Thomas Kohlruß
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