Robert Coyne With Jaki Liebezeit "Golden Arc" (Meyer Records / Rough Trade 2014)


"Reich Glass!" - "Nei, Mann!" Wir werden nie erfahren, ob das Glas zu Bruch ging - mag sein -(Können Ton Steine Scherben sterben? Yes, they can und zwar volle Kanne!) und damit fast schon fossil angehauchte und trotz alledem neo-klassische Züge annahm, auf alle Fälle existiert Minimalismus (ohne dadaistisches Kasperletheater a la Trio) auch im Pop-Kontext und eben nicht nur in der sogenannten klassischen Musik. Der Singer-Songwriter Robert Coyne (Gesang, Gitarre, Keyboards), dessen Stimme etwas nach Dave Matthews klingt, liefert mit "Golden Arc" ein mehrheitlich intim klingendes und dennoch vielschichtiges Werk ab, das er unter Zuhilfenahme des mittlerweile zur Rhythmus-Legende avancierten Jaki Liebezeit eingespielt hat. Unterstützt wird er dabei gesanglich von seiner Frau Wendy und von Aglaia Camphausen, die sich für das in manchen Stücken vorhandene Cellospiel verantwortlich zeichnet. Indem Coyne fast schon penetrant reduktionistisch arbeitet, grenzt sein Vorgehen an eine hintergründige Variante dekonstrutivistischen Komponierens, der Liebezeit durch seinen gleich getakteten, mechanistisch anmutenden Puls Stoizität verleiht. Anscheinend ein Anachronismus hinsichtlich eines von ständigem "Mehr"- bzw. "Besser"-Werden-Müssen geprägten Zeitgeistes, aber mit Sicherheit ein nur scheinbarer Widerspruch, denn gerade durch das Weglassen von Noten respektive das Inszenieren von Pausen, erfahren die Kompositionen eine starke Verdichtung. (Selbst die härteste Materie besteht vermutlich aus nur wenig Stoff und ganz viel "Nichts".) Weniger ist mehr - mehr oder weniger. Wer hätte das gedacht? Du liebe Zeit!

RobertCoyne.htm
Frank Bender



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