Counter-World Experience "Metronomicon" (Eigenproduktion, VÖ: 06.03.2009)

"Metronomicon" ist DER Albumtitel für Counter-World Experience. Benjamin Schwenen (g, g-synth, prog), Sebastian Hoffmann (b) und Thorsten Harnitz (dr) spielen Jazz Metal. Jazz Metal? Geht das? Wohl auf diverse Weise, zumindest vorstellbar. Zwei Enden eines Spektrums verbinden sich hier als nicht nur als Härtesteigerung zu Jazzrock, was als Inspirationswurzeln vom Trio gewiss wahrgenommen worden ist. Die rhythmusbetonte Härte von Metal trifft auf dem Jazz innewohnende melodische Abstraktion - Jazzdisharmonien gehen in metallischer Härte auf. Das Trio hat ein anspruchsvolles Konzept, das einmal Techno ernst nehmend verballhornt ("Youth"), klassische Partitur überzeugend einbezieht ("Digital Dust", "End of the path") oder Latino-mässiges Santana-Feeling ausdrückt ("Fuego barbárico"), dazu Gäste geladen hat, die unterschiedlichen Muster auszudrücken, an Perkussion, Piano und Synthesizer, ein Streichquartett.
Counter-World Experience haben sich nach "Fraktal" (2004) und "Leaving Lotus" (2007) neue Wege erdacht. Manche Abstraktion ist im Vergleich zu den früheren Alben weniger ausgeprägt, manche Komposition eingängiger als vergleichbare zuvor. Jazz findet auf harmonische wie disharmonische Weise statt, in melodischen Mustern und Gitarrensoli. Die Komplexität der Themen hat nicht nachgelassen, jedoch zu Arrangements gefunden, die weniger sperrig, wärmer und heiterer sind, eine lichte Note, weniger metallische Härte haben und zugänglicher sind - für Zuhörer aus fremden Sparten.
Doch ist das Trio seinem Stil treu geblieben. Elektrisch harte Gitarre bestimmt die federnd dynamischen Komplexrhythmen, die jedem Metronom den Takt schlagen. Die Songs haben nicht an technischer Extremität verloren, sondern an melodischem Gehalt und Arrangementverständnis zugelegt. Counter-World Experience sind keine böse Metalband, die der Welt Tod und Teufel als Spiegel vorhält. Wer einen Sinn dafür hat, versteht in den anspruchsvollen und schwer zu spielenden Songs einen gewitzten, eigenwilligen Humor, der meint, es geht, darum machen wir es.
Wer technischen Metal nicht mag und derlei für ätzend hält, wird "Metronomicon" wie allem Vergleichbarem nichts abgewinnen können, das geht Satie-Fans auch so, die Madonna hören müssen.
Ohne Zweifel stecken unzählige Stunden fleißiger Arbeit in diesem rasant-inspirierten Schöngeist-Werk. Tipp für technoid metallisch interessierte Rockkomplex-Fans.

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VM




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