Larry Coryell / Tom Coster / Steve Smith "Cause And Effect" (Tone Center)

Steve Smith ist ein Magnet, der interessierte Musiker zur Jazzrock/Fusion Session lädt, um eine kreative Tour De Force einzustudieren, die als Impulsgeber für weitere Projekte Energie sammelt. Und nicht nur das, die Energie scheint sich mit jedem Projekt zu vervielfältigen, in den Ambitionen der involvierten Musiker zu spiegeln, die zu erfrischender und komplexer Musiziersprache finden. Larry Coryell, Jazzrocker in erster Generation neben solch illustren Figuren wie Miles Davis, war schon sehr lange nicht mehr so aktiv an der Gitarre, spielte den Jazz längst nicht so sehr nah am Hardrock. Tom Coster (Santana, Billy Cobham) scheint bisher nur dauergebremst, was er hier ausläßt, in den Kanon zu Coryell´s Gitarre und Steve Smith´ Schlagzeug fügt, ist eine wildgewordene Lebendigkeit, die vor Spielfreude sprüht. Es ist leicht vorzustellen, dass diese Session zur Trance sich wandelte, in der die Musik zum Fleisch wurde, die Schlagzeugstöcker, Gitarrensaiten und Hammondtasten wurden von verzückten Fingern benutzt; Fingern, die in unglaublicher Schnelligkeit geführt wurden, von Köpfen, die im großen Topf Jazz, Blues, Funk und Rock genüßlich wie in einem Blumenmeer badeten. Larry Coryell´s Soli (nicht nur in "Wrong is right") entwerfen atonale Themen, stürmisch, melancholisch, kühl und heiß in einem Augenblick. Aus einem Swing-Thema wird ein Hardrock, der von der Hammond in die 50er Jahre transportiert wird, um von Steve Smith in komplexe Progressive Rock Gewässer geführt zu werden. Wenn Coltrane Gitarrist wäre, hätte er "Cause And Effect" nicht intensiver gemacht. Steve Smith, der Masse eher als Schlagzeug-Verwalter von Journey bekannt (denn vielmehr brauchte er dort nicht zu tun) ist ein kreativer Motor, dem das Herzblut in Fusion-Farbe gemalt ist. Was er an arhythmischen Rhythmen, vielfältigen und dabei antreibenden, hochtourigen Figuren trommelt, ist "Cause And Effect" allein wert. Das Ensemble im Trio oder mit Gast Victor Wooten, der in einigen Songs mal kurz vorbeischaut und vom gleichen Geiste beseelt spielt, schenkt dem Jazzrock neues Leben, ähnlich grandios wie in anderen Steve Smith - Projekten. Hoffentlich bleibt Tone Center, bleibt Steve Smith, bleiben die Projekte weiter erhalten. Denn was es hier auf die Ohren gibt, hat es in den Siebzigern längst nicht so progressiv und produktiv in Folge gegeben. Wo dort der Mainstream winkte und das letztlich dudelnde Genre lässig schluckte, greift hier ein ganz anderer Ansatz: technisches Studieren der komplexen Vielfalt, instrumentales Ausdiskutieren der Komposition, abstrahierte Improvisation. Musik hat kein Ende. Punktum.

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VM



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