Coppelius "Tumult" (Fame Recordings 2009)

Kaum war die überaus gelungene und höchst originelle Vorgänger-CD "Time-Zeit" von Coppelius von meiner Wenigzeit besprochen, fiel auch schon der Nachfolger durch den Briefkastenschlitz in meine Wohnung ein und ich ergab mich dessen Klangkanonaden bedingungslos und nur allzu bereitwillig, denn abermals ist dieser hochheerscharlichen Band ein sonores Meisterwerk gelungen, das diesmal mit gleich zwei Coverversionen aufwartet. Zum einen nehmen sich die Mannen (Le Comte Caspar, Graf Lindorf, Bastille, Sissy Voss, Nobusama und Max Coppelia) den Song "Charlotte The Harlot" der eisernen Jungfrauen zur Brust und zum anderen drücken sie dem Werk "Rightful King" der Inchtabokatables ihren Stempel aufs Auge bzw. Ohr, dass einem Hören und Sehen vergeht. Aber auch die Eigenkompositionen haben es in sich, dass es nur so kracht. Den Song "Operation" des Albums "Time-Zeit" beispielsweise variieren die Coppelianer in puncto Text und geben ihm nun den Titel "Komposition"; eine Eulenspielerei, die meines Erachtens allerdings nichts mit dem "Modern(d)em-Gerede-Syndrom" eines Herrn Bohlen-vor-dem-Kopfe zu tun hat, sondern vielmehr den als gelungen zu bezeichnenden Versuch darstellt den Beweis zu liefern, dass ein anderer Text dem gleichen Stück Musik einen völlig neuen Charakter zu verleihen vermag, weshalb mein Resümee lauten muss: Operation gelungen - Patent droht! Die absinthgeschwängerten und dennoch niemals wehrmütigen, stattdessen aber blau(blütig)en Recken von Coppelius haben, nebenbei bemerkt, nämlich außerdem einen ohriginären Musikstil erfunden, den Chamber-Metal. Überhaupt gilt es klar zustellen, dass man mit zwei Klarinetten, einem Cello, einem Kontrabass, einem Drumset und mehrstimmigem Gesang an einem Klangstrang ziehen kann, dass es abwechslungsreich und dabei dennoch eingängig groovt. Wann endlich bemerkt der geneigte Audiophile, dass diese Band akustische Delikatessen kredenzt, deren Goutieren quasi völlig nebenwirkungsfrei funktioniert, von einem in die Gesichtszüge gemeißelten Dauergrinsen und chor-realen Zuckungen einmal abgesehen. Bei dieser Band haben wir es mit äußerst beschlagenen Praktikern der Lebenskunst zu tun, die deren Transformation in den Bereich der Tonkunst mühelos beherrschen und diese damit adeln. Meine Verehrung - eine schöne Bescherung.

coppelius-band.de

Frank Bender



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