Combination Head "Progress?" (S.A.M. Records, VÖ: 02.02.2008)

Vielleicht spielen Combination Head den melodisch reichsten Symphonic Rock dieser Tage. Die unglaublich harmonischen, runden und eingängigen Arrangements der 10 Songs sind von einem Musiker erschaffen, der wusste, was er tat.
Paul Birchall, Kopf des Symphonic Pop Unternehmens Combination Head, präsentiert mit "Progress?" bereits sein zweites Album dieser Art. In den 70ern war er bereits im Progressive Rock aktiv, später machte er sich einen Namen als Produzent für kleine und große Pop-Acts. Im Wiedererkeimen des Progressive Rock erkannte er die Chance, seiner Idealvorstellung von populärer Musik zu folgen und gründete Combination Head.
"Progress?" nun zeigt das Bandprojekt gewachsen und verändert. Auch auf dem ersten Album gab es keine harten, wilden oder aggressiven Arrangements, keine harschen oder "schrägen" Töne, Paul Birchall hat ein Faible für harmonisch-lyrische Klänge, die er in ein weiches Bett aus volumigem Rhythmus, der durchaus Groove hat, aufgehen lässt.
Die Songs auf dem zweiten Werk sind kürzer, was Progfans erst einmal aufschrecken lässt. Aber keine Angst, die 10 Songs, zumeist um die 5 Minuten lang, bringen es auf etwas mehr als 44 Minuten und haben an "progressivem", besser symphonischem Anteil nicht verloren. 5 rein instrumentale Songs stehen 5 Vokalstücken gegenüber. Alle Tracks haben gleich, dass der Rhythmus sehr weich und harmonisch ist, jedoch von einem echten Drummer eingespielt wurde, obschon der Klang im Anschluss sicher etwas ins Weiche, Volle verändert wurde. Die elektrische Gitarre ist in den Songs zu hören, kann sich aber längst nicht gegen die Obergewalt der Tasten durchsetzen. Einige solistische Gitarrenläufe und jazzige Sprengsel sorgen für ein dezent kraftvolles Gegengewicht zu den bestimmenden Synthesizern und Keyboards, aber auch die Gitarrenklänge wirken nie aggressiv. Was Paul Birchall aus seinem Keyboardensemble holt, ist außerordentlich. Zum einen sind seine Kompositionen sehr ansprechend, in ihrer Komplexität dynamisch, mit virtuosen Arrangements ausgefüllt. Zum anderen spielt Birchall mit leichter Hand. Seine Tastenarbeit ist flott und lebhaft, das belebt die Songs, so dass zum Beispiel im 5. Track "Future Wisdom", wo ein an Keith Emerson angelehnter Keyboardstil mit Allan Holdsworth'scher Gitarre in nur 3 Minuten ein unglaublich präsentes, vitales Musikstück zelebriert - das entfaltet große Wirkung.
Die Vokalstücke sind noch etwas weicher und poppiger inszeniert, als die Instrumentals. Der Gesang liegt in der Nähe des Alan Parsons Project. Insgesamt ist "Progress?", Album Nummer zwei, poppiger, eingängiger geworden als der Erstling, ohne jedoch an symphonischem Reichtum zu verlieren. Auch die komplexen Rhythmen sind erhalten, wenn auch klangmäßig angeglichen und "weich" gemacht.
Begriffe wie Neo Prog oder New Artrock treffen es nicht. Combination Head sind eher Retro Prog mit starker Keyboardorientierung, oder schlicht Symphonic Pop. Wie hätte meine Mutter früher gesagt: einfach gute Rockmusik.

combinationhead.com
VM



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