Colour Haze "Tempel" (Elektrohasch Schallplatten 2006)

Das deutsche Trio Colour Haze hängt den Qualitätslevel mit seinem neuen "Album" wieder einmal sehr hoch. Zwar ist kein 20-Minuten Stück wie "Peace, Brothers & Sisters!" vom 2004er Album dabei. Aber die 8 zwischen 3 und 8 Minuten langen Tracks sind alles andere als Mainstream. "Tempel" ist ein wildes, leidenschaftliches, dynamisches Werk und zugleich intim, lyrisch, introvertiert und von tiefer Melancholie.
Manfred Merwald (dr), Philipp Rasthoffer (b) und Stefan Koglek (g, voc) haben (wieder einmal) mit Gast Christian Hawellek (org) erstklassige Arbeit geleistet. Besonders gelungen ist die CD, weil die Vorarbeit glücklich verlaufen ist. Die Ideen und Kompositionen der Songs sind ausgezeichnet. Die Energie weist von schwerer lyrischer Stille bis zu leichtfüßiger dramatischer Knochenheavyness einen breiten Level auf. Die vielen zurückgenommenen Parts, in denen Bass und Schlagzeug virtuos zur Geltung kommen und die Gitarre wohlig düster raunt, haben ungemein Stimmung. Wenn dann das Trio ausbricht und nicht mehr zu halten ist, gibt es vor allem ein ganz besonderes Attribut, das die Hörfreude der CD so besonders macht: den Sound der von Stefan Koglek gespielten Gitarre. Das röhrt, wummert, krächzt und jubelt - genial!
Los Natas haben in ihren harten Momenten diesen Sound, gewiss auch weitere Stoner Bands. Aber in dieser Klangdichte, spielerischen Fertigkeit und den ideenreichen Arrangements ist der Sound einzigartig. Klingt wie ein ganzes Gitarrenorchester, ein tiefer gelegtes, brüllend rauschendes Gitarrenorchester, rundum fett Volumen!!! Black Sabbaths Gitarren klingen im Vergleich dazu wie die Pflicht, Stefan Kogleks ist die Kür. (Kompositorisch sind die Bands ansonsten natürlich nicht zu vergleichen.)
Die Songs sind minimalistisch und psychedelisch, wirken enthoben und wie in Trance gespielt, lyrisch auf höherer Ebene. Ist zwar Heavy Rock, "Tempel" kann man jedoch auch ambient nennen. Verblüffend, dieser beruhigend wilde Sturm.

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VM



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