Colosseum II "Strange New Flesh" (1976, Castle Music/Sanctuary Records 2005)

Ein ganz besonderes Highlight präsentiert Castle Music zum Ende des Jahres 2005. Das Debüt der Jazzrocker Colosseum II war bereits 1987 auf CD veröffentlicht worden. Mit dieser expandierten und digital remasterten Ausgabe ist die CD jedoch nicht zu vergleichen. Der Begriff "Expanded" findet hier eine ganz neue Definition. Was einst auf einer 40 Minuten langen LP veröffentlicht wurde, kommt mit 13 (!) Bonustracks auf die Länge von 4 voll gepackten LPs. Über 150 Minuten Musik sind das. Neben den 6 Songs der LP (und der ersten CD-Auflage) sind 10 Demotracks sowie 3 Stücke einer BBC Session zu hören.
Jon Hiseman und Gary Moore (der damals meinte, Jazzrock sei die Zukunft der Rockmusik überhaupt; ob er sich daran noch erinnert?) gründeten die Band. Mit dabei waren der allseits begehrte Sessionkeyboarder Don Airey, der sich vor allem im Hardrock einen Namen machte, Sänger Mike Starrs, der mit Rick Wakeman gearbeitet hatte und Bassist Neil Murray, der erst in der Canterbury Szene spielte (Gilgamesh, National Health) und später im Hardrock Karriere machte.
"Strange New Flesh" ist ein grandioses Jazzrock-Werk, längst anerkannter Klassiker und auf LP begehrtes Sammlerstück. Die Songs sind fabelhaft komplex, was in den 6 Songs allein rhythmisch passiert, ist unbeschreiblich. Die instrumentalen Passagen sind sehr virtuos und vital ausgearbeitet.
Die 10 ebenfalls in sehr gutem Studiosound enthaltenen, teilweise sehr langen Demosongs waren bisher nicht veröffentlicht worden, überschneiden sich nicht in einem Fall (!) mit den originalen Songs der LP und sind technisch hervorragend ausgearbeitet. Den Status als Demotracks hört man den Stücken nicht an. Allesamt hinreißende Songs, die endlich zu hören sind. Warum diese Stücke niemals vorher veröffentlicht wurden, ist völlig unverständlich, die Qualität ist berauschend!
Nur ein Song ist doppelt dabei, jedoch in stark differierenden Versionen. "Castles 1" ist über 11 Minuten lang, "Castles 2" genau 5 Minuten, beide Aufnahmen haben stark unterschiedliche Strukturen, harmonisch und instrumental (und sind, logisch, mit der Version vom 3. Colosseum II Album "War Dance" nicht identisch). Auch die beiden anderen auf den folgenden Colosseum II Alben veröffentlichten Tracks "Rivers" und "Intergalactic Strut" - hier "Interplanetary Slut" sind völlig andere Versionen. Die 3 letzten Bonustracks fallen im Sound etwas ab, haben aber dennoch ein klares, sauberes Klangbild. "Dark Side Of The Moog" ist 9 Minuten lang und bietet weit mehr solistische Eskapaden als die Studioversion. "Siren Song", auch als 7-minütiges Demo dabei, ist live über 12 Minuten lang und "The Awakening", als Demo knapp 12 Minuten, bringt es live auf fast 16 Minuten. In den BBC Sessions Songs geht die Post einmal heftiger ab, die Band rockt sich die Seele aus dem Leib, einzig Don Airey, wie in allen Songs, Studio, Demo oder Live-Aufnahme, bringt hin und wieder etwas viel süßliche Keyboardsounds ein, beherrscht aber die Songs nicht.
Das zum Poster aufklappbare Booklet enthält Fotos, die mit interessanten Innenansichten ausgefüllte Bandstory und technische Details. Einzig das Cover ist nicht ganz sauber überarbeitet worden und zeigt einen verkleinerten Bildausschnitt.
Bleibt zu hoffen, dass beide nachfolgende Alben in ebensolcher Materialfülle und Klangqualität nachfolgen. Diese 2CD ist die ultimative Kaufempfehlung!

temple-music.com
donairey.com
http://home.c2/net/gaz
sanctuaryrecordsgroup.co.uk
VM



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