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Grant Collins "Dogboy" (Eigenproduktion 2001)
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Grant hat auf "Dogboy" nochmals einen riesigen Schritt gemacht und ist für mich ein Paganini des Schlagzeugs, der Werke von J. S. Bach interpretiert - gleich zwei Superlative für einen Kreativen mit Kopf, Herz und Hand, der dem ostinatoorientierten Soloschlagzeugspiel bereits 2001 mehr Impulse zu verleihen vermochte als der gut zwanzig Jahre ältere Terry Bozzio und das wiederum ohne Overdubs. Komplexität und Melodiosität am Schlagzeug schließen sich nicht aus, sondern sind bei Mr. Collins geradezu interdependent. HOHE KUNST (!!!), die auch groovebegeisterten Hörern das gibt, was sie für das Kribbeln in den Zehenspitzen brauchen.
Der Opener "Riobuggin'" hat zwar mit R.I.O. rein gar nichts zu tun, dafür aber mit "Carneval in …", denn die Samba-Bassdrum heizt mächtig ein. Das Folgende "The Sands Of Egypt" ist mit knapp 15 Minuten der erste - vierteilige - Longtrack der CD und steht in bester programmmusikalischer Tradition. (Grants Ostinati entwickeln sich wunderbar organisch, weshalb auch keine Gefahr einer Intellektualisierung bestehen dürfte, wie dies Groovetrommler beispielsweise Terry Bozzio vorwerfen.) Man spürt förmlich, wie die Karawanen durch den heißen Sand des alten Ägypten ziehen.
Der Kurztrack "Sci-Fi Sandwich" klingt durch Soundverfremdungen tatsächlich futuristisch. Schon naht der zweite Longtrack in Gestalt von "The Tale Of Lah", in dem es um Gladiatoren und Krieger geht, die allerdings sehr differenziert zu Gehör gebracht werden und nicht nur martialisch daherkommen. Das nächste Intermezzo ist eine "rudimentäre" Nummer namens "Rockin Wilcoxon", die von den Bassdrums gespielt wird, begleitet von einem trashy Beckenostinato. (Viele Trommler können Collins' "Fußnoten" wohl nicht einmal mit den Händen spielen!)
Es folgt das tierische Titelstück, in dem einige Ostinatoteile von hohem Schwierigkeitsgrad so geschickt variiert werden, dass man dies manchmal kaum wahrnimmt. Im Anschluss wird es richtig tribal; es geht um das "Jungle Fever", das alle Bewohner dieses Lebensraumes tanzen macht und tatsächlich groovt der dritte Longtrack gewaltig, nicht zuletzt durch die im ersten Teil eingesetzte Samba-Bassdrum. Ist einem jetzt so richtig heiß, hilft nur noch ein Moment der Ruhe, um wieder einen kühlen Kopf zu bekommen. Doch das feurige, äußerst agile "Peelin The Pepperoni" negiert dieses Verlangen geflissentlich und das abschließende "Mr. Cricket And The Swamp Monster" mutiert zur adrenalingeschwängerten Angelegenheit, nur von gelegentlichen Erholungsphasen unterbrochen. Fantas(y)tisch, daher Elf-Finger hoch!!!
grantcollins.com
Frank Bender
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