Clemens Gadenstätter "Songbook" (col legno 2008)

Einen geradezu dadaistisch anmutenden kammermusikalisch-avantgardistischen Reigen, der recht erfolgreich versucht dem verklausulierten Primat der Rationalität zu entkommen, dabei aber nicht nur den beteiligten Musikern (Florian Müller - Piano, Gerald Preinfalk - Saxophon, Lucas Schiske - Percussion und Peter Böhm - Elektronik), sondern auch dem geneigten Hörer großen Spaß bereitet, hat Clemens Gadenstätter mit seinem Liederbüchlein geschaffen und zeigt in höchst eindrucksvoller Weise, dass Un-Sinn, der in verbaler Form schnell in Sprachlosigkeit zu erstarren droht, in allen Tonarten dekliniert bzw. konjugiert werden kann. Klang gewordene monty-pythoneske Verrenkungen fliegen im Werk "Songbook" in zirzensischer Pracht umher, ohne zur Luftnummer zu werden, sondern gebärden sich oftmals im Duktus gängiger Popmelodik, die übers Knie gebrochen wird und somit deutlich an Kontur gewinnt. Saxophon, Piano und Percussion sind hier nahezu gleichberechtigt und versprühen ein sonores Feuer, das vom frischen Wind der Elektronik immer wieder neu entfacht wird. Das sich anschließende Pianostück "akkor(d/t)anz" stellt quasi das solistische Pendant zu "Songbook" dar, wobei sich in diesem Falle die anfänglich nur spärlich auftretenden Akkorde sukzessive verdichten und zu einer dekonstruktivistischen Tarantella mutieren. Gadenstätter beweist überaus wirkungsvoll, dass das Ganze anders als die Summe seiner Teile ist, nicht mehr und nicht weniger - der Genuss aus einem Guss währt bis zum Schluss ohne Verdruss. (Der Sinn liegt im Un-Sinn!)

col-legno.com
Frank Bender



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