Circa: „Live From Here There & Everywhere“ (Glasville Records 2013)

Was passiert, wenn Peter Gabriel mit Yes-Törtchen Unzucht treibt? Entweder er wird fett oder es gibt circa eine Supergruppe mehr im soufflösigen Suppengruber-Prog-Universum. Nicht nur hier und dort, sondern all überall auf den Eisbergspitzen tun die Eisbärn schwitzen, wenn sie sich an dieser Musik erhitzen. Da haben wir es ja, das ist also die Ursache für die so genannte Klimaerwärmung. Diese Theorie ist, nebenbei bemerkt, eher ein Witz, aber ein ganz schlechter! Als erstes fällt mir wieder mal die tolle Stimme von Billy Sherwood ins Ohr, der auch Gitarre spielt. Er klingt nach Peter Gabriel und dessen Stimme liebe ich heiß und innig. Tony Kaye, ein Yes-Urgestein, bedient die Keyboards in für ihn typischer Weise mit einem Schuß Keith Emerson. Er spielt so ganz anders als dies Rick Wakemann tat und da ich schon immer ein Keith Emerson-Fan war, ist mir Mr. Kaye ohrgängiger als der Ritter der Keyboardburg. Gitarre und Keyboards harmonieren hervorragend auf dieser Aufnahme, die erwartungsgemäß einen guten, wenn auch nicht überragenden Sound besitzt. Der unaufdringlich, aber pointiert aufspielende Bassist Rick Tierney fügt sich zusammen mit Schlagzeuger Scott Connor gut in den Bandsound ein. Wenn die funtastischen Vier loslegen, bleibt kein Hühnerauge in den Socken, denn diese Mukis können richtig rocken. Sie tun dies in einem Soundgewand, das an die stromlinienförmigen „Big Generator“-Zeiten von Yes erinnert, aber aufgelockert durch Anleihen an Bands wie Styx, Journey und Tonsorten. Wieder und wieder werde ich auch an World Trade erinnert, die einstige, völlig unterbewertete Band um Billy Sherwood. Scott Connors Schlagzeugarbeit finde ich übrigens durch seine geschickt platzierten Beat-Displacements und seine geschmackvollen Grooves ausnehmend gut, allerdings fällt sie nicht durch wilde Eskapaden aus dem Rahmen; Scott muss wohl niemandem mehr etwas beweisen. Ich hörte schon Babies brabbeln, diese Musik sei überhaupt kein Prog, sondern eher AOR und werde nur deshalb in die Prog-Ecke gesteckt, weil die Melodien so uneingängig seien. Wer hier was aus welchen Gründen wohin steckt und wer sich was auch immer sonst wohin stecken kann, lasse ich mal dahingestellt. Falls man unbedingt einen Kategorisierungsdrang bezüglich des Stils dieser Band verspürt, kann man ihn doch einfach WAP, will heißen „Wannabe Adolescent Prog“ oder WAI, steht für „Was Auch Immer“ (oder noch simpler „Warum“) nennen. Wie dem auch sei, nach meinem Dafürhalten sind die Arrangements auch nach dem siebten Hören stimmig genug, um sowohl eine Prog- als auch eine AOR-Duftmarke zu versprühen; mir gefällt die Scheibe so, wie sie ist. Basta la vista!

circahq.com
Frank Bender




Zurück