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Chris "Days of summer gone" (Progress Records, 07.10.2013)


Noch nicht eines der vier Vorgängeralben des aktuellen "Days of summer gone" des Holländers Christian Bruin aka Chris sagte mir bislang besonders zu. Jetzt hat er meine Aufmerksamkeit. Der Multiinstrumentalist, Texter und Komponist hat seinen Ansatz verändert. Wo auf dem ersten Album beatleske Harmonien zu hören waren, später Neoprog sich ausbreitete, ist nun von, wie Chris meint, Änglagård und Yes beeinflusster Retro Prog zu hören. Und in der Tat, der Einflussbereich tut Chris gut. Seine weiche, harmonische Handschrift erfährt hier eine entzückende, überzeugende Atmosphäre. Die Vorbilder sind in Stil und Charakter nicht erreicht, aber hier und da im Hinterkopf wach.
Chris spielt die Rockband (voc, dr, b, keys, perc), als Gäste sind Ruben van Kruistum (ce), Intan Werry (vi), Maxime le Minter (ob), Federico Dalprà (fl), Peter Bruin (tr) und Koey van Doesburg (pos) beteiligt - sämtlichst klassische Musiker, die der ungemein harmonischen, schöngeistigen Musik erdige, kraftvolle Komponente geben. Der erhabene Klang der klassischen Instrumente ist die perfekte Ergänzung für Chris Ideen. Und selbst, wenn im Booklet keine Gitarre aufgeführt ist und niemals wuchtiger Rock sich heftig und schwer ausbreitet, hat das Album in seinen 6 Tracks und 62:14 Minuten viel großen, luftig bombastischen Charakter, der immer noch beatleske Ideen transportiert, diese allerdings in eher konzertanter symphonischer Weise und mit schwelgerischen Melodien, die sehr zart ausgespielt werden und raffiniert entwickelt sind.
Seine Stimme mit Mellotron-artigen Samples zum Chor vervielfältigt, setzt auf den emotionalen Refrains großartig zu Bombast an. Sein Sologesang hat nicht nur in seiner Stimme Charakter, baut zwischen romantisch symphonischem Pop und melancholisch sanftmütig lyrischen Instrumentalharmonien deutlich dramatisch-bombastische Arrangements, die nicht mehr aus dem Kopf wollen.
Während die Instrumentalpassagen hier zu komplexem Kammerprog werden, dort erstaunliche Jazz-Passagen entwickeln, erheblich anspruchsvoller und aufwendiger als je zuvor sind und überwiegend immer noch in großer, sanfter Lyrik schwelgen, den akustisch klassischen Instrumenten Raum und Bühne geben, dass ich mich nur frage, warum Chris auf seinen vorherigen Alben nicht in dieser Art gearbeitet hat, berühren mich die Vokalarrangements mehr noch als die instrumentale Raffinesse. Der Kerl hat's drauf und legt mit schöngeistig harmonischen Songs ein symphonisches, wahrhaft progressiv komplexes Breitwandalbum vor, das vor eingängigem 60s Pop nicht scheut, wie ihn die späteren Beatles nur großartig entwarfen, und Klassik und Symphonic Rock in elegisches Schwelgen bringt, dass nur bleibt, mitzuschwelgen. Vier Songs, die weit über 10 Minuten lang sind, zwei weitere, die zusammen ebenso lang sind, die große epische Weite ist Chris Kragenweite. SO liebe ich seine Musik.
Nur, wer spielt in "Cold Heart" die akustische Gitarre?
Tipp!

christiaanbruin.com
progressrec.com
VM



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