Cheap Trick "One On One/Next Position Please" (BMG 1982/83, Acadia Evangeline 2007)

Mit billigen Tricks kamen Cheap Trick, als Erben von The Who, Slade und des Glam Rock, in den 1980ern weit. Ihre äußerst sparsamen und schlichten Songs, eingespielt von der grandiosen Crew Rick Nielsen (g, b, key), Robin Zander (voc, g), Bun Carlos (dr) und Jon Brant (b), dem schrägen Doppelduo, peitschen und knallen wild, laut und hektisch aus den Boxen. Harte Gitarren, simple New-Wave-Rhythmen, knappe, beschränkte Harmonien, billiger Klang und ein geschicktes Händchen für die richtige Handhabe der heißen Stricknadeln für den Songaufbau - dieser selbstbewusste, extrovertierte Vierer wusste all dies perfekt zu nutzen, daraus schrammelige, gebrüllte Songs zu stricken, die in den 80ern sehr gut ankamen. So ein Song durfte kaum über drei Minuten lang sein, musste einen schnellen Rhythmus, konnte beatleske Harmonien haben, musste schnell ins Ohr gehen und die Leute im Auditorium wie vor dem Radio aus der Tristesse wegzaubern.
Zwar ist auf den beiden jetzt zusammen im Doppelpack wieder veröffentlichten CDs kein solcher Hit wie "I want you to want me", womit sie auf die Bühne, die das Geld bedeutet, geentert hatten, enthalten. Aber diese harten, rockbetonten, typisch britischen proletarischen Kracher haben es dennoch in sich. Einige wenige langsamere Stücke sind darunter, um den Tumult auf der Tanzfläche aufzulösen.
Das Remastering des Klanges der Alben ist wohl gelungen. Über den Schatten der Aufnahmen, des "dreckigen" Sounds kann keine High-End-Technik hinweg. Die originale und originelle Intention der Band ist erhalten geblieben - unterhalten, bis der Arzt kommt, und dann die Gitarren weiter aufdrehen.
Ihr habt Zahnschmerzen? Hört euch diese Songs an. Danach wisst ihr nicht mehr, waren es Zahnschmerzen oder war schon immer alles drunter und drüber, physisch wie psychisch?
Harter Stoff, nervös, wild, ungebremst. Die Liebeserklärung der Popmusik an Heavy Metal. Oder war es anders herum? Nicht für schlaflose Nächte geeignet!

VM



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