Charlie Barnes "More Stately Mansions" (Superball Music, 11.05.2015)


Sonntagmorgenmusik. Charlie Barnes zieht mit linden, forschen Klängen in den Tag. Und erinnert an die Frische von Freddie Mercury. Die Stimme ist es. Wo Freddies Stimme frech kernig und forsch war, ist die von Charlie nachdenklich, weich und leicht, doch da ist definitiv eine deutliche (und bewusste) Ähnlichkeit, die Antrieb für Intonation und Stimmführung ist.
Nach der wilden Nacht gewinnt der müde neue Tag an Sympathie, wenn die ersten leisen Töne zu krachigem Powerrock werden, der zwar zuerst etwas erschreckt ob seiner Lust an Lärm, aber mit seiner fröhlichen, entspannt energischen Art schnell überzeugt.
Im Mittelpunkt der melodisch schwelgerischen Songs ist stets der harmonische Gesang, der mit den hochfahrenden und lustvoll hingerissenen Emotionen steigt und fällt, melodische Biegungen mit Schwung und Verve nimmt, auf leisen Partien wie auf leichten Wellen surft und das Hörvergnügen streichelt. Nichts wird schwer oder düster, nichts wild und rau. Und doch ist in der weichen Schwingung ein unterschwellig nachdenklicher Ton, der eine gewisse dunkle Färbung in die Songs gibt, die diesen außerordentlich gut tut. So leicht, direkt, verträumt und forsch diese, marginal von rockprogressiver Ästhetik im Arrangement beeinflussten zehn, so zwischen drei und sechs Minuten langen Rock-/Pop-Songs ihre 47:37 Minuten füllen und gut in Ohr wie Gedächtnis gehen, so viel Mark haben sie auch, nicht gleich wieder daraus zu verschwinden. Jeder Song hat seinen Charakter und seine kleinen instrumentalen Extravaganzen, nichts Krasses, nichts Radikales, aber durchaus Tragfähiges. Und wenn der Sonntag in dieser Art gut beginnen kann, setzt die Fahrt zur Arbeit am Montag bereits darauf, "More Stately Mansions" endlich gleich wieder in das Gehör zu bringen.
Leise, aber nicht lau. Laut, aber nicht rau. Und überwiegend sanft leise.

charliebarnes.tumblr.com
VM



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