Chaos Code "The Tragedy of Leaps and Bounds" (Eigenproduktion 2004)

"The Tragedy of Leaps and Bounds" ist ein absolut sympathisches Progressive Rock - Album. Nicht der übliche Bombast und schon gar nicht die moderne Prog-Schule mit Soundtüfteleien und Studioaufbereitungen stehen hier an erster Stelle, sondern authentische Musik. Die Produktion, obschon sehr ausgefeilt, hat doch längst nicht diesen perfekten Ton, diese bis ins Detail überarbeitete Struktur. Viel eher spricht lebendige, ursprüngliche Energie vom Handwerk der Band. Dabei ist das Songwriting äußerst komplex, jazztrunken und vollständig progressiv (nach allgemeinem Verständnis, wohl).
Bereits 1999 veröffentlichten Chaos Code ein Album. Nach "A Tapestry Of Afterthoughts" hat die Band sich personell verändert. Cliff Phelps (g, voc, fl), Patrick Gaffney (dr), Tom Langan (key), Gary Curtis (b) und Gast Mike Potter (sax, fl, voc) setzen das Erbe des ersten Albums fort. Doch weitaus kräftiger, eindringlicher und selbstbewusster klingt die Band heute. Chaos Code produzieren keine Prog-Allgemeinheiten, nicht die typischen Symphonic-Klänge, sondern sparsamere, nüchternere Töne, die jedoch heftig komplex sind. Die berührenden Kompositionen sind der große Vorteil der Band aus Pasadena. Reich an Überraschungen, berührt das polyphone Gestrüpp mit dichtem Gruppenklang durch die vielfältigen Wechsel von lyrischen Episoden und harten/komplexen Ausbrüchen. Aber nicht nur das, die Band und ihr zweites Album haben weitere gute Attribute: kraftvollen, harten Rock, musikalischen Humor, einen Klang, der nah ans Ohr geht und natürlichen Instrumenten den Vorrang gibt: Piano, das in faszinierend eigenartigen, rumpeligen Stücken gar komisch und urkomisch ernsthaft zugleich klingt. Die akustische Gitarre mit hervorragendem Klang, die mit Flöte und Piano diese forschen, klassisch anmutenden Harmonien webt. Wenn elektrische Gitarre, Bass und Schlagzeug zu heftigem Rock ausholen, flippt die Band aus, lässt die Gitarre dreckig rotzen und den komplexen Rhythmus schön heftig und hart wirbeln. Darüber steht dann nur noch das Keyboard mit seinen melodischen Eskapaden.
"The Tragedy Of Leaps And Bounds" ist ein spannendes, absolut gutes und intensives Album. Rocktypisch in Klang und Ausdruck auf der einen, verspielt und feinfühlig herausgearbeitet auf der anderen Seite. Die Stimme von Cliff Phelps ist eigen und für den Einen oder Anderen wohl gewöhnungsbedürftig, aber nicht oft zu hören und schon gar nicht unpassend. Zum größten Teil ist das 2. Album von Chaos Code instrumental. Wie sagt es sich so schön, wenn Qualität Zeit braucht, sich zu entfalten, dann aber dauerhaft und ständig erhalten bleibt: nachhaltig. Eben das ist es.

chaoscode.org
VM



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