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Dennis Chambers / Jeff Berlin / Dave Fiuczynski / T Lavitz "Boston T Party" (Tone Center 2006)
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Diese Herren waren einst an der kulturellen Rettung des Abendlandes beteiligt und entspannen sich jetzt im Unruhestand im gemütlichen und durchaus gewitzten, elektrischen Funkjazz. Ich will die Bands, Musiker und CDs nicht anführen, an deren Entstehung diese 4 Herren großen Anteil hatten. Ihre Leistung ist erheblich. Alle 4 Namen haben sich tief ins Bewusstsein der Jazz/Jazzrock Szene eingegraben, stehen für handwerkliche Qualität, virtuose, bisweilen wilde und harte Performance, extrem ausgefeilte Komposition und dafür, alles zu geben. Ihre große Zeit ist zumeist vergangen. Während Fiuczynski und Lavitz wohl eher zum (auch bereits angegrauten) Nachwuchs gezählt werden können, ist Berlin Mitte 70er bis Mitte 80er voll auf Betriebstemperatur gewesen. Nun ja, Dennis Chambers war wohl schon immer da.
Ihr Gemeinschaftswerk, möglicher Weise ihr erstes gemeinsames überhaupt, macht seinem Namen alle Ehre. "Boston T Party" steht für die Verbindung von dem, was man von den Musikern erwarten kann, elektrischen Jazzrock und der gemeinsamen Vorliebe, P-Funk. Die CD ist ein liebevoll zusammengestelltes und allerliebst eingespieltes Werk. Die 4 Musiker haben ihr Spiel und ihre Intention fein gemacht, in ein ästhetisches Gewand gekleidet und es für alle potentiellen Fans hörfreundlich gespielt.
Nie wird die Band wirklich hart, nie spielt sie zu abstraktes Material, nie tun die Songs oder ihre diversen Motive den Ohren oder Sinnen weh, und nie ist die Herausforderung gering. Diese Spanne, akustisch sensibel inszeniertes und anspruchsvoll arrangiertes Material in beiden Polen, der Samtheit und der kompositorischen Qualität, angemessen zu inszenieren, ging schon bei diversen Projekten und ziemlich jeder Jazzrockband einmal in die Hose. Auch "Bosten T Party" hat so manche wohlgemeinten, zu "hübsche" Parts, in denen der Weichzeichner arg strapaziert wurde. Doch was da weich gezeichnet wurde, hat es in sich. Nicht nur allein mit Respekt vor dem Alter der Herren, ihren großen Platten und praktischen Erfahrungen als Musiker vor allem im Jazzrockgenre und ihren zuletzt zurückgezogenen häuslichen, längst besänftigten Stilen, was immer das auch im Einzelnen ist, kann die CD durchaus als gelungen bezeichnet werden. Beweisen die alten Knaben doch große Spielfreude und Witz, wenn sie, neben allem Groove- und sonstigem Mainstream-Material, irrsinnig gut klingende, komplexe und verrückt schnelle Partien abfeuern.
Und mal abgesehen von Mainstream, Weichzeichner und Sensibilität - dieses Quartett hat es handwerklich technisch einfach grandios drauf. Das allein ist Hörfreude.
tlavitz.net
jeffberlinmusic.com
torsos.com
dennischambers.com
VM
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