Cerebus Effect "Acts of Deception" (Eigenproduktion 2005)

"Acts of Deception" ist bereits die dritte Produktion der seit ca. 5 Jahren existierenden Band Cerebus Effect. Patrick Gaffney (dr, Electronics) und Joseph Walker (g, synth) haben die Band einst gegründet, später kamen Bassist Mike Galway, der von Uncle Gut, Zapotec und Archaic Revival bekannt ist, und Dan Britton (key, acc-g, g, voc) hinzu. So ein paar Parallelen zu Uncle Gut und Zapotec sind auch festzustellen, der kreative Schmelzpunkt auf crimsonesker Basis hat bei den genannten Bands verwandte Werte.
Cerebus Effect dürften jedoch die mit Abstand anstrengendste der 3 Bands sein. Ihre unruhigen, hektischen Songs sind ordentlich schräg und verrückt abgedreht. Dabei herrscht stets ein beunruhigend nervöser Ton vor, die Band arbeitet zumeist im Up-Tempo Bereich, die vor allem von den Keyboards artikulierten Harmonien können zu Kopf steigen. Ohne vollkommene Konzentration kann man der Musik nicht folgen.
Viel schweres Keyboardspiel und verhalltes Piano, darüber aufgekratzte, schräge Gitarrenspuren, die in faszinierende Soli gipfeln, das unruhig vitalisierte Schlagzeug und der harmonisch die Basis markierende Bass schaffen Songs mit einem seltsamen Nonsens-Charakter. Der andauernde provokative Stressfaktor kann auch als intellektueller Witz verstanden werden, so werden gewisse typische Magma- und Zappa-Motive kleingehäckselt, dass die Sinne schwinden.
Bestes Beispiel dafür ist der forsche und fast burschikose Beginn des 4. Stückes "Illusions", dessen Grandiosität offenbar ist. Cerebus Effect radikalisieren sodann das Jazzrock-Thema. Es scheint, als würde der Song gleich explodieren! Bisweilen machen Cerebus Effect den Eindruck, als wäre das Ganze etwas unsortiert, nicht nur schräg, hektisch und wild, sondern unausgeglichen und unausgegart, doch wenn dann die verblüffende Auflösung des Themas kommt, macht die Band mit verschmitztem Lächeln klar, dass sie die Sache die ganze Zeit in der Hand hatte und sich einen Spaß daraus macht, Fans abstrakter Sounds zu irritieren.
Zur Entspannung gibt es ein paar balladeske Stücke auf der CD, so "Of Mortal Constraints" und "Unconsoled". Warme akustische Balladen zum Durchatmen und Aufwärmen, bevor es wieder in den eisigen Stresskanal geht. Das letzte Stück "W" ist zu Beginn auch noch nicht wieder auf 100% Stress, aber auf dem besten Wege dahin. Und wenn der Song endet und mit ihm die ganze Platte, bleibe ich zurück und weiß nicht, ob ich erlöst bin oder die CD gleich wieder anmachen will.
Ganz klar, die Jungs sind Künstler. Ihre Songs sind eine Herausforderung, eine wohl einmal wirklich progressiv zu nennende Variante der engagierten modernen Rockmusik.
Unbedingte Empfehlung!

cerebuseffect.com
VM



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