Canned Heat "Live At Montreux 1973" [DVD] (Eagle Vision, VÖ: 27.10.2006)

Eine wohl fotografierte Perle, dieses grandiose Konzert der Bluesrocklegende Canned Heat, aufgezeichnet im Juli 1973 auf dem internationalen Jazzfestival in Montreux, Schweiz. 1973 war die große Zeit der Band eigentlich bereits vorbei. Drei Jahre zuvor, am 3. September 1970 war Bandgründer und Gitarrist Alan Wilson mit einer Überdosis Drogen tot aufgefunden worden, ein harter Schlag für die Band (mal abgesehen davon, dass Wilson sich sowieso mit Solo-Plänen umtrieb). Das weitere Gründungsmitglied Bob Hite führte die Band bis 1981 weiter, in dem Jahr starb er.
1973 waren die Studio-LPs der Band schon längst nicht mehr so interessant, wie frühere Veröffentlichungen. Die großen Hits der Band, "On The Road Again" und "Let's Work Together", die auf der DVD enthalten sind, stammen aus früheren Jahren. Doch live spielten Bob "The Bear" Hite (voc, harm, b), Ed Beyer (key, p), Henry Vestine (g), Fito De La Parra (dr), Richard Hite (b, voc) und James Shane (g, voc) eine eindrucksvolle, hinreißende Show. Als Gast ist in vier Songs Clarence "Gatemouth" Brown (voc, g, vi, harm) zu sehen und hören, der in diesen Stücken der Band die Show stiehlt und das Publikum ganz im Griff hat.
Neben Bluesstandards wie "Worried Life Blues", "Funky", "Night Time Is The Right Time" und "Shake 'N Boogie" spielen Canned Heat "Rock And Roll Music" und "Lookin' For My Rainbow" - Stücke ihres damals aktuellen Albums "New Age". Jazz und Heavyrock waren gängigen Rhythm'N'Blues Nummern gewichen. Trotzdem ist das Konzert von großer Bedeutung. Allein die Tatsache, dass Canned Heat in der damaligen Zeit gut aufgezeichnet, mit exzellentem Sound und der grandiosen Atmosphäre des Konzertsaales zu hören UND sehen sind, zeichnet die DVD aus. Kleine Bühne, großer Eindruck.
Zudem ist die Band gut drauf, The Bear steppt wie ein Bär, Mähne und Bart wippen und wogen. Henry Vestine spielt exzellente Soli und Schlagzeuger Fito De La Parra, der die Band bis heute weiterführt, ist intensiv in seine Arbeit vertieft, während Pianist Ed Beyer lässig und locker in die Tasten haut. Nach der akustischen "Rainbow"-Ballade holen alle die elektrischen Gitarren raus und geben den ausgedehnten, leidenschaftlichen "Shake 'N Boogie". Die Köpfe wippen im Takt und die Soli fließen elektrisiert. Zuerst soliert Bob Hite's Bruder Richard ausgedehnt am Bass, James Shane schließt sich an der Sechssaitigen mit einem ausgefallenen, wilden und schrägen Solo an, Fito De La Parra vertacktet sich solistisch und nach 14 Minuten ist die genussreiche Orgie aus. Auf dem gleichen Festival spielte auch Chick Coreas Return To Forever - bitte auch dieses Konzert auf DVD realisieren!!!
Die 72 Minuten sind absolut zu empfehlen. Die DVD hat keine Extras, hier geht es einzig und allein um das Konzert.

VM



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