Technik



BSM Treble Booster                                                                                                27.07.2006


Genau genommen ist Evolution nichts anderes als eine große Casting Show!
Verschiedene Varianten eines Themas bzw. Konzeptes werden vorgestellt und die, mit der größtmöglichen Überlebenschance kommen eine Runde weiter,... - also, mal ganz grob gesagt.
Genauso verhält es sich auch im Equipmentsektor. Jedes Jahr wird auf den Musikmessen eine Menge interessanter Konzepte vorgestellt. Manche haben Erfolg, manche nicht. Die Gründe dafür sind nicht immer ganz klar. So setzten sich, z.B. die VHS Videokassetten im Gegensatz zu den wesentlichen besseren Beta Max Bändern durch. Der Grund dafür resultierte meiner Meinung nach aus der Tatsache, dass es auf VHS Bändern schlicht und ergreifend mehr Pornos gab. Aber zurück zum Thema!
Bei den allseits beliebten Zerrpedalen gibt es drei Varianten, die sich erfolgreich behauptet haben: Fuzz, Overdrive und Distortion. Einzig der Urvater, der Treble Booster, führt zu Unrecht ein Schattendasein und das, obwohl wirklich namhafte Gitarristen zu ihm stehen. Brain May, Rory Gallager, Ritchie Blackmore u.v.a., formten mit diesen Gerätschaften ihren charakteristischen Sound. Wie es also scheint, eine sehr britische Angelegenheit.
Aber warum eigentlich "Treble Booster"? Ist die Gitarre nicht ein Instrument, das in den tonalen Mitten zu Hause ist?
Vielleicht stammt das ja noch aus der Zeit, als Produzenten und Toningenieure weiße Kittel trugen und Gitarrist und Bassist über einen Verstärker spielten? Natürlich zusammen mit Sänger und Orgelfuzzi!
Fakt ist jedoch, dass sich der deutsche Bernd C. Meiser dem Treble Booster angenommen hat und in seiner ganzen Vielfalt präsentiert. So erscheinen bei Bernds Firma "BSM" die Modelle:
HS Model, HS Custom, MK 2 Model, HS Fireball, RB Box, RM Model, DM-T, Ambassador, BM-Q Model und zuguterletzt das Fuzz Bender Model. Eine ganze Menge also, alles Handarbeit und schön Sixtys-psychedelisch bunt.
Die Gemeinsamkeiten bei allen Vertretern sind die spartanischen Regeleinheiten, die direkt neben den Anschlußbuchsen liegen, der Fuß also nicht verstellt oder beschädigt wird.
Kommen wir zum eigentlichen Test, der auf der diesjährigen MUSIKMESSE in Frankfurt stattfand.
Herr Meiser hatte, in weiser Voraussicht, die meisten Effekte auf ein Steckfeld befestigt, so dass ich, nach umschnallen einer echten Vintage Strat, den jeweils gewünschten Treble Booster zu hören bekam.
Bei jedem einzelnen dieser Luxustreter kann ich nur allerhöchste Tonqualität bescheinigen und auch verarbeitungstechnisch trumpft man hier auf allerhöchstem Niveau auf.
Natürlich können die BSM-treter ausstattungstechnisch mit anderen Fabrikaten mitziehen. Qualitativ überholt man diverse Konkurrenten sogar. Das Alu- Spritzgussgehäuse beherbergt Bypass Fußschalter, Input, Output und selbstverständlich die jeweiligen Regler. Und wenn schon Finest im Namen auftaucht, kann man mit Gewissheit sagen, dass nur allerhöchste Qualitätsteile verarbeitet wurden.
Auf einen Netzteilanschluß, das muß ich hier schamhaft gestehen, habe ich nicht geachtet, aber der Authentizität zuliebe versorgt man diese Tonschätzchen eh mit 9 Volt Blockbatterien.
Hervorragend wird hier der jeweilige Sound der Strat wiedergegeben, egal in welcher Pickupstellung. Ich schätze mal, dass dieses bei anderen Gitarrentypen (Les Paul usw.) ebenso funktioniert. Also, Gleichmacherei hat hier keine Chance!
Natürlich sollte man nicht das superfette Zauberbrett erwarten, aber gerade für den Musiker, der das ganz Besondere, das Exklusive erwartet, sind die Booster maßgeschneidert. Sowohl für einfühlsame Bluessoli ala Gallager und Gilmore, als auch für die hardrockende Zunft, wie der frühe Blackmore und Iommi, sind die "Booster" das Maß aller Dinge. Gerade der Ambassador mit seiner zusätzlichen Midrangekontrolle hatte es mir in Frankfurt angetan. Im wahrsten Sinne des Wortes "ein Botschafter des guten Tons".
Für die Brain May Töne ist der Ambassador prädestiniert, obwohl das ja das Jagdrevier des BM-Q Model ist. Schön singend lassen sich Feedback Kaskaden aufbauen und ganz harmonisch wird der Amp. angekitzelt. Wenn Bernd C. Meiser auf die Finest Treble Booster hinweist ist das durchaus richtig. Selten das solide Handwerkskunst, technisches Know How und Mut zum Risiko eine solche Bindung eingehen. Das der Bernd ein ganz Großer ist, merkt man an seinen "Effektiv" Kolumnen in der "Gitarre & Bass". Dort nämlich, läßt uns Herr Meiser an seinem Wissen teilhaben und beschreibt charmant die Gerätschaften, die uns bei Laune und Ton halten. Ich könnte ja hier stundenlang mit wachsender Begeisterung verkünden, wie sehr mich die Treble Booster Armada innerhalb von 10 Minuten in ihren Bann zog, aber schnöde Worte können nicht fassen, was das Ohr erfuhr. Darum verweise ich schlicht auf´s Internet und dann schauen sie doch selber mal vorbei, lohnt sich!!!
Eins nur zum Schluß.
Mir ist bei der Messe aufgefallen, dass die europäischen Aussteller, allen voran die Deutschen, wesentlich sympathischer, weil hemdsärmeliger, rüberkamen. Gerade die Edelligen wie Meiser, Tausch, Häussel und Huber waren in puncto Freundlichkeit und Kompetenz eine äußerst positive Erfahrung.
Und mal ganz ehrlich, aus meiner Sicht ist das die beste Werbung für den deutschen Wirtschaftsstandort. In diesem Sinne: Hut ab, Herr Meiser und danke für tonale Ohrgasmen!

Michael KrAMPe




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