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Chris McGregor´s Brotherhood Of Breath "Bremen To Bridgwater" (Cuneiform Records 2004)
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Chris McGregor wurde in die südafrikanische Apartheid hineingeboren. Schon dort gründete er Jazz-Ensembles. 1960 The Castle Lager Big Band, später The Blue Note. 1964 verließen Chris McGregor und viele seiner Mitmusiker Südafrika. Über Frankreich und die Schweiz gelangte das Ensemble nach Großbritannien, London wurde zur neuen Heimat. Hier organisierte McGregor 1970 The Brotherhood Of Breath. Eine große Anzahl Musiker war in die lange existierende Band integriert, immer wieder standen Gäste bei Konzerten mit auf der Bühne. Die Aufnahmen für "Bremen To Bridgwater", mitgeschnitten in eben diesen beiden Orten umfassen 17 Musiker: Keith Bailey (dr), Harry Beckett (tr), Marc Charig (tr), Elton Dean (sax), Nick Evans (tromb), Mongezi Feza (tr), Bruce Grant (bar-sax), Malcolm Griffiths (tromb), Radu Malfatti (tromb), Chris McGregor (p), Harry Miller (b), Louis Moholo (dr), Mike Osborne (a-sax, cl), Evan Parker (saxes), Dudu Pukwana (a-sax), Alan Skidmore (t-sax) und Gary Windo (t-sax). Die Aufnahmen in Bremen wurden am 20.06.1971 in der Lila Eule von Radio Bremen mitgeschnitten. Die 8 Stücke sind eine frohsinnige, vitale Klangorgie, die jedem widerspricht, der im Free Jazz nur Chaos oder Lärm sieht. Die Band spielt strukturiert und geordnet, da war gewiss große Organisation vonnöten, die Arrangements und Solo-Ambitionen zu sortieren.
Das fabulierlustige Ensemble lässt seinen Solisten und Improvisatoren freien Lauf, von flüssigem Bass und einem strengen Schlagzeug zusammengehalten. Chris McGregor wechselt zwischen harmonisch-melodischem Spiel und rasant-verrückten Ausflügen, wobei er sich von den diversen Blasinstrumenten anstecken lässt, die keine Gefangenen machen und illuster und proper musizieren, dass es eine Freude ist. Basis der Songs ist der Blues, der aber anders als zum Beispiel bei Albert Ayler längst nicht so folkloristisch gespielt wird, sondern weit im Jazz aufgegangen ist. Komposition und Improvisation sind nicht so ganz auseinander zunehmen, die bisweilen euphorischen Musiker kümmern sich nicht besonders um Regeln und loben Gemeinspiel aus, das sich in kräftigen, heftig dissonanten Blasorgien entlädt. Die beiden Konzerte im Bridgwater Arts Centre am 26.02.1975 und am 11. November 1975 sind von einem etwas kraftvolleren Rhythmus unterlegt, auch ist die Bläserschar disziplinierter, der Gruppenklang homogener (wenn es dieses Wort hier überhaupt treffen kann). Der Sound (am 26.02.1975) hat dafür eher Probleme, zwar nicht so schlimm, aber im Anschluss an die Bremen-Show fällt der Klang deutlich ab. CD2 präsentiert das Set am 11.11.1975 in Bridgwater. Die allesamt sehr langen Songs (6 Songs = 77 Minuten) beginnen etwas melancholischer, entfachen dann aber im weiteren Verlauf ihre hochemotional aufgepeitschte Dynamik, was einen Hagel Noten regnen lässt und die Sinne in einen taumeligen Strudel reißt. Fabelhafte Musik, grandiose Musiker, tolles Album. Im Booklet wird die Musik und die Geschichte der Band umfangreich erläutert. Hier kann jeder Jazz-Fan mit Freude zugreifen.
cuneiformrecords.com
VM
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