Brother Ape "Turbulence" (Progress Records, VÖ: 16.10.2009)

Album Numero Vier beginnt ganz entspannt und kehrt in diesen in sich pulsierenden Zustand immer wieder einmal zurück. Doch nur, um die geradezu erschreckend heftigen, eruptiven Ausbrüche auszugleichen, deren es genügend und überraschende gibt. Die neun Songs sind auf pulsierenden, nervös pumpenden Rhythmusstrukturen aufgebaut, die komplex krachen, dabei aber stets eher dramatische Akzente setzen, wie insgesamt jazzlastige Harmonien sich schräg und gewaltig durchbrechen.
Der Ansatz, Jazzrock mit Melodic Rock auf die progressive Art illuster zu verknüpfen, wird weiter geführt. Nur hat sich die Band verinnerlichter auf ihre Themen gestürzt, deftiger, inniger verzahnt, fester verschraubt und knackiger ihre Ideen eingespielt.
Blubbernde Jazzbässe tuckern zu dem pausenlos schnell und erregt arbeitenden Schlagzeug.
Keyboards und Gitarre bauen lärmende, symphonische, krachige und dennoch hochmelodische Arrangements um das Rhythmusgerüst, stets auf die gut abgefederte, hektisch und zappelig kraftvolle, aber auch lässig wirkende Bass-Schlagzeug-Basis eingehend.
Der Gesang, der Rhythmus, die Gitarren und die sphärischen Keyboards, alles hat diesen bestimmten Hall, nicht besonders ausgeprägt, aber doch den schleppenden, kunstvoll irritierenden Ton fest im Griff habend. Led Zeppelin haben definitiv Pate gestanden, als weitere Inspiration, nicht nähere. Der spätere Sound des britischen Klassikers, Mitte bis Ende der Siebziger entwickelt, steckt in Brother Apes krachigen Noise-Epen. John Bonham hat so getrommelt, die Arrangements wären verwandt, sonst nichts. Stimme, Gitarre, Bass - das ist Brother Ape pur. Das Trio zeigt sich wieder einmal ungemein versiert und inspiriert. Wer schon hat es drauf, diese hektische Rasanz so lässig und krachig zugleich zu bringen und dazu cool entspannten Melodiegesang darüber zu posaunen. Diese Band weiß, sich mit markanten Ideen vom alltäglichen Sound abzusetzen.
Die 9 Songs sind - mit zwei Ausnahmen - zwischen 6 und knapp 10 Minuten lang, das pulsierende Unwetter setzt zwar nicht auf extravagant ausgetüftelte Instrumentalkomplexität, obschon es davon hat, die Songs brauchen mit Lyrics, Soli und Strukturwechsel in der steten Powerdröhnung schlicht so lang. Und Ideen haben Brother Ape, deren neuestes Cover mich irritierend an das 1971er Album der Band Mandrill erinnert, mit denen sie lediglich zero Gemeinsamkeiten gleich haben, en gros et en detail.
Für Avantgardisten sind die schwedischen Radikalrocker zu melodisch, für Metaller zu unmetallisch, für Symphoniker zu hektisch, für Melodic Rocker zu avantgardistisch, genau der richtige Stoff für neugierige Progressive Jünger jenseits der ausgelatschten Triebe. Gute Band, trotz Stressfaktor. Oder gerade weil?

brotherape.com
progressrec.com
VM



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