Brother Ape "Shangri-La" (Progress Records, VÖ: 21.07.2006)

Schon das Debüt der Band mit dem seltsamen Namen war von außergewöhnlicher Qualität. Und präsentierte einen Stilmix aus Melodic und Progressive Rock, der in dieser anspruchsvollen und nicht auf Pop getrimmten Form selten ist. Das zweite Album steht dem nicht nur nicht nach, sondern zeigt die feine, harmonische Melodik der Band in den 12 neuen Songs ausdrucksstärker und energischer.
Verblüffend, wie nach einem harten Auftakt die elektrische Gitarre gegen die akustische ersetzt wird und die forsche Stimmung dennoch nicht schwächelt.
Stefan Damicolas (lead-voc, g), Max Bergman (dr, perc) und Gunnar Maxén (b, key, harm-voc) haben viele außergewöhnliche Ideen zusammengetragen und die Arrangements dynamisch und lebhaft werden lassen. Die Songs klingen ungemein frisch und fantastisch, die CD kommt gar nicht mehr aus dem Player.
Die Stücke sind in der Überzahl sehr lyrisch und soft, die Harmonien kuscheln sich lieblich ein, die Gesangsharmonien sind eingängig und keineswegs von abstrakter Extravaganz. Es gibt viel Besonderes in den Songs: die traumhafte instrumentale Einspielung, die zarten Stimmen (Himmel, was für ein Gesang!), der Klang der virtuos gespielten Instrumente - wo gibt es sonst ein so hinreißend gespieltes Schlagzeug im Melodic Rock zu hören? - aber vor allem die grandiosen Melodien. Das klingt instrumental schon mal wie Styx zu ihrer großen Zeit ("Lunatic Kingdom"), ist aber wenig stilistisch festgelegt. Die Band liebt die Variation, spielt Jazzrock, Progressive und Zartes, das weder Neoprog ist, noch seicht genannt werden kann. Brother Ape haben ein ganz besonderes Gespür für die lebhafte Stimmung komplexer Klänge, die nicht brutal hart klingen, und ebenso wenig für das Ohr einfach und leicht gemacht sind.
Stefan Damicolas hat, neben seinem stets hörenswerten und verblüffenden Gitarrenstil, ein unglaubliches Gespür für intelligente Phrasierungen seiner diversen Soli. Wie ihr seht, bin ich der Musik vollkommen ausgeliefert. Witzig gemacht ist der 10. Track "Meatball Tour", dessen Text Poppromoter ankreidet, die Musiker zu dämlichen Auftritten verleiten wollen. Viele Musiker würden den Promoter aggressiv und hart zerstückeln. Ganz anders Brother Ape, die ein zartes, flottes Jazz-Motiv nehmen, daraus burschikosen Melodic Rock machen und einen lieblichen Gesang (fast zu süßlich!) darüber legen, dass die Ironie und der Spott des Textes nicht vordergründig eingeht, sondern sich erst nach und nach erschließt. Grandios!
Neben dem besonderen Gitarrenspiel und der grandiosen Schlagzeugarbeit fallen Bass und Keyboards erst nicht auf, weil keine großartigen Keyboardschlachten geschlagen werden. Doch die harmonische Sprache der Songs baut vor allem auf das Bass-Fundament und das bemerkenswerte Keyboardspiel. Die komponieren wie die Großen.
Keine Ahnung, ob so viel Lyrik und Schönklang live ebenso eindrücklich funktioniert. Das will getestet sein.
PS: Sorry für die Un-Kritik!

brotherape.com
progressrec.com
VM



Zurück