Brighteye Brison "Believers & Deceivers" (Progress Records, VÖ: 02.05.2008)

Schon ihr 2006er Album "Stories" war ein überraschend schön klingender und wohl komponierter Mix aus Melodic-, Symphonic- und Jazzrock. "Believers & Deceivers" zeigt die aus dem, woher sonst, schwedischen Stockholm stammende Combo Brighteye Brison gewachsen. Ihre Ideen sind knackiger, komplexer, harmonisch kniffliger, schöngeistiger, kurz, kunstvoller. Und hatte "Stories" 10 überwiegend kurze Songs drauf, sind es nunmehr nur gerade 4 Tracks, die den neugierigen Hörer auf der Rückseite der CD-Hülle still anlächeln. Das Longtrackfieber hat hier gewaltig zugeschlagen!
Und es gut getan. Jeder Song hat seine Einzigartigkeit. "Pointless Living" beginnt als melodisch knackiger Rocker, verwandelt sich dann in eine kumpelhafte Mitgehnummer, die in ihrer instrumentalen Weite schon mal nett verschachtelte Gentle Giant - Phrasen zelebriert. Auch im Gesang, der das ganze Album über hinreißend komponiert und traumhaft schön intoniert erklingt, die Chorgesänge sind eine wahre Freude, mir fällt da als Vergleich das erste Album von Ambrosia ein, gibt es Gentle Giant Vergleiche.
Nach dem eröffnenden Fünfminüter folgt "After The Storm", etwas über siebeneinhalb sanft-melodische Symphonic Minuten lang. Auch hier ist der Mix aus frühen Ambrosia und Gentle Giant nachzuvollziehen, wobei Brighteye Brison nichts nachmachen oder sich am Stil der genannten Bands anlehnen, sich aber von deren stilistischem Erbe inspirieren ließen. Bemerkenswert ist in der zweiten Komposition der extravagante und harmonisch verzwickte Gesang. Dem Komponisten putze ich die Schuhe! Den Sängern ebenso!
Als weitere Besonderheit fahren Brighteye Brison immer wieder mit Jazz-Fusion-Harmonien in ihre Songs, die dadurch illustre Weite und spannende Intensität bekommen. Das könnte hier glatt als Paradebeispiel für kommende Symphonic-Rocker gelten, die ihre komplexen Instrumentalgewässer stürmisch, lebhaft und magisch machen wollen! Alles vorhanden!
Der nächste Schritt ist ein großer. "The Harvest", das Herzstück der CD, bringt es auf 20:27 Minuten. Hier passiert unglaublich viel. Mal abgesehen von der kurzen Phrase, die von den alten Genesis geklaut wurde, ist das Werk sehr eigenständig. Ein Progressive Rock Traum, der mal ganz leicht (Ambrosia, vielleicht gar mit gewisser Nähe zu besten Supertramp), komplex (vor allem Yes neben Genesis und Utopia), harmonisch reich und instrumental abgedreht, grandiose Gesänge (Gentle Giant, Beatles) und schließlich spannend magisch (Return To Forever) klingt und viele positive Attribute grandios in sich vereint. Die instrumentale Landschaft in der Mitte der Note ist kaum in einem Hördurchgang nachzuvollziehen. Überraschungen und Themenwechsel reihen sich beglückend (beglückend, sage ich) aneinander. Wahrhaft, ein passables Meisterwerk!
Schließlich folgt ein weiterer überlanger Song. "The Grand Event" langt weit zu. 34:44 Minuten dauert das wie die weiteren drei Tracks kurzweilige Stück. Nach einer epischen Note, die etwas an Pink Floyd erinnert, folgen so viele thematische und motivische Wechsel, dass jeder Hördurchgang wieder erneut überrascht wird. Gentle Giant Gesänge, komplexer Symphonic Rock mit Jazz-Fusion versetzt, zwischen lyrischer Weichheit und kantiger Härte wechselnd und immer wieder vitale Gitarrensoli und Keyboardsequenzen offerierend, alles da.
Wie wohl nachzulesen ist, bin ich ganz in die Platte verschossen. Könnt ihr auch haben, dazu meine unbedingte Empfehlung!

brighteyebrison.com
progressrec.com
VM



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