Brighteye Brison "Stories" (Progress Records, VÖ: 31.03.2006)

Eine ganz große Überraschung ist das 2. Album der Schweden Brighteye Brison. Linus Kåse (key, sax, voc), Johan Öijen (g), Kristofer Eng (b, theremin, fl, voc), Daniel Kåse (dr, perc, tr, voc) und Per Hallman (voc) spielen nicht nur einen faszinierend harmonischen und melodischen Symphonic Rock alter Schule (die Band nennt ELP, Genesis, Gentle Giant und Yes als Inspiration), 4 der 5 Musiker singen hinreißende Chorgesänge der begnadet ideenreichen und illuster komponierten Tracks.
Es gibt viele instrumental vertrackte und knifflige Finessen in den 10 Stücken der CD, doch das Hauptaugenmerk liegt auf dem Gesang, der eine ganz besondere und wunderbar harmonische Erfüllung bietet. Jubel nicht mit Engelszungen, sondern mit ganz irdischen Stimmen, deren Gesangslinien harmonisch ungemein bezaubern, diese Jungs haben es einfach drauf - und das, obwohl manche Sangesstimme nicht besonders stark (aber sicher) klingt!
Auch wenn es zur Sicherung des Progrock-Fundaments immer wieder kräftigen und komplexen, dabei bisweilen disharmonisch oder jazzig ausdrucksstarken (Hard-)Rock gibt, ist die schöngeistige Harmonieflut der CD erstes Ohrenmerk und darin ganz besonders, das wird vielleicht den Old School Freak wie die Neoprog Gemeinde erfreuen. Es gibt hin und wieder einen Touch Melodic Rock, Gitarrensoli a la Holdsworth, Mellotron wie aus dem frühen Italien, Klassisches wie bei Emerson, Lake & Palmer und The Nice, skandinavisches Flair der Marke Flower Kings, eine nötige Portion musikalisch fröhlicher Naivität im Geist Ekseptions (aus der Klassik geklautes, die echte [!] Kirchenorgel) und der Beach Boys (Gesangsharmonien).
Stets warte ich nur darauf, dass endlich wieder dieser ausgefeilte und hinreißende, betörende Chorgesang stattfindet. Die Platte hat Popappeal auch für knochentrockene Avant-Freaks, "Stories" ist so was wie die Insel der Glückseligen, auf die man sich hin und wieder zurückziehen kann, um sich kunstgerecht zu erholen. Schon Miles Davis liebte nichts so sehr, wie Stimmen und Gesang. Und Brighteye Brison haben eine ganz besondere Begabung für faszinierende Gesänge, und nicht ganz nebenbei ein starkes Faible für komplexen Progressive Rock.
Vorsicht: Suchtgefahr mit Abhängigkeitssyndrom! (Typisch Schweden…)

brighteyebrison.com
progressrec.com
VM



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