David Borgo "Massanetta Springs" (Circumvention Music 2003)

"Massanetta Springs" ist ein romantisch-vitales Jazz-Werk, das weder dem Zeitgeist gehuldigt ist, noch streng Traditionen folgt. Die 10 Stücke auf der CD zeigen die Möglichkeit, wie Musik klingen kann, wenn man sämtliche Popmusik wegdenkt. So hat Post-Bop geklungen, vor Fusion, frei von Free Jazz, abseits von Radio- und Orchesterkitsch, klar empfunden und illuster gespielt. Musiker wie David Borgo zeigen, wie süchtig ein Musiker sein kann. Seine Suche nach neuem Ausdruck in den vitalen und mitreißenden Improvisationen ist grandios. Sein Saxophon (Tenor, Sopran) kommt nicht zur Ruhe, ob nun konventionelle Läufe auf Swing-Rhythmus oder vitale Bop-Phrasen, ob nun bereits erkundete Gebiete oder neue Pfade, David reizt die Facetten des Jazz in seinem Spiel voll aus. Ein Melodiker, wie er im Buche steht. Seine Band, John D´Earth (tr, fl-h), Alan Ferber (tromb), Sam Wilson (g), Pete Spar (b) und Mark Ferber (dr) unterstützen ihn perfekt. Allein Schlagzeuger Mark Ferber scheint mir, obschon von tiefem Jazz-Spiel, schon mal in die Rockmusik geschaut zu haben. Er scheut sich nicht, Rhythmus schon mal rockbetont groovig zu spielen. Das Zusammenspiel der Truppe ist erlesen, technische und emotionale Qualitäten sind wach und klar orientiert. Und wenn die Gäste David Pope (a-sax) und Roberto Miranda (b) zur Band stoßen, blubbert der Jazzeintopf lässig und cool vor sich hin. Eine aufregende Sache. David Borgo hat die meisten Stücke selbst komponiert, Charles Mingus und Dave Holland werden mit Interpretationen ihrer Kompositionen geehrt und Sam Wilson und David Pope trugen je eine Komposition bei. Und doch scheinen die Stücke alle aus einer Feder zu stammen. Das Arrangement ist immer David Borgo, er erneuert die Stücke und bringt der selbst im Jazz grassierenden Popmusik ein klares Statement entgegen. Wenn ihr das Album im Laden seht, hört rein und erlebt den puren Genuss.

circumventionmusic.com
VM



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