Bollo "Bollo"

Mit welch erstaunlich gelassener Finesse dieses Leipziger Trio um Thomas Schliephake (g, b) ihre CD beginnen läßt, erzeugt schier einen Schauer des Vergnügens. Aus den stillen, fragmentarisch wirkenden Kompositionen brechen Brachialgewitter hervor, um die kurzen Höhepunkte krachenden Lärms in versponnene Fasern fließender Improvisationen zu entführen. Doch nur selten läßt das Trio seinen Emotionen freien Lauf. Zumeist erobern die rein instrumentalen Songs durch das ausgiebige, verzahnte und einander hervorragend ergänzende Spiel der Instrumente (Gitarre, Bass, Schlagzeug) einen virtuosen Tempel abstrakter und doch nachvollziehbarer Songs. Inspiration gab sicher Wishbone Ash, auch britischer Gitarrenrock und natürlich Don Caballero, die ihren Jazzmetal ähnlich wie Bollo anlegen. Das wunderbar körperliche Spiel des Schlagzeugs ist für heutige Verhältnisse als Rarität zu verstehen. Gitarre und Bass entwerfen keine bedeutungsschwangere Leere, sondern bereiten mit fast schon minimalistischer Steigerung unorthodoxe Zerspaltung und Wiederzusammenführung meisterhafter Themen. Leider jedoch ist das Album nicht in jedem Laden zu kaufen, sondern lediglich von der Band selbstgefertigt zu beziehen.

VM




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