Blue Floyd "Begins" (Evangeline Records 2008)

Matt Abs (dr, perc, Gov't Mule), Marc Ford (g, voc, Black Crowes), John Neal (key, voc, ex Allman Brothers Band), Berry Oakley Jr. (b, voc, Allman Brothers Band) und der kürzlich verstorbene Allen Woody (b, mand, steel-g, voc, Gov't Mule), allesamt Southern Rocker, haben sich zusammen getan, die britische Ikone der fortschrittlichen Rockmusik, Pink Floyd, in eigenem Sound zu "dekonstruieren", wie sie selbst meinen. Feindliche Übernahme? Keineswegs. Eher eine Verneigung vor der Leistung der großen Band, deren Wurzeln mit denen der Blue Floyd Musiker verwandt sind.
Pink Floyd nannten sich nach den Vornamen der Lieblings-Bluesmusiker Syd Barretts, Floyd Anderson und Pink Council. Die Briten spielten zuerst Blues und entwickelten ihren zeitlosen Stil von Album zu Album, wie bekannt, stets weiter.
Blue Floyd spielen in 11 überwiegend ausgedehnt langen Tracks die Kompositionen Pink Floyds irdener, rauer, schwerer und voluminöser als die Originale, und als jede die Klassiker covernde Band aus dem Progressive Rock. Sphärische Jams, spacerockende Keyboardintros, Slide- und Bottleneck-Gitarre, Mundharmonika, bluesrockende Wuchtigkeit, jazzdurchflutete Improvisationen und grandios entspannte Lässigkeit treffen auf erstaunlich eigensinnige und dabei überwiegend recht original gehaltene Interpretation der Kompositionen. Für Progfans ist die Außensicht in die Szene sehr interessant, weil hier Elemente wach werden, die in der Masse der CDs der viel gecoverten Band eher nicht zu hören sind. In aller dampfwalzenden, schwer rockenden Andersartigkeit ist das, was Blue Floyd spielen, doch stets filigran und detailgenau, sind die Harmoniewechsel und kniffligen Motivverknüpfungen stets perfekt gespielt.
Blue Floyd sind nicht nur Fans, sie sind Profis. Jedes Fipselchen, das die originalen Songs auszeichnet, kommt hier in Variation wieder. Die markanten Punkte sind alle da. Die bei Pink Floyd großen instrumentalen Flächen werden verändert. Manchmal reicht wenig aus, etwa in "Wish You Were Here", die Bluesbasis zum Southern Rock werden zu lassen. Orgel, Slide und Mundharmonika geben den jazzigen Bluessound vor, den die Blue Floyd Musiker in ihren Hausbands entwerfen. Der Rhythmus baut die Weite, lässt sich nicht antreiben und gibt diesen Versionen ihre coole Entspanntheit und drahtige Lässigkeit. Sobald Blue Floyd ins Instrumentale aufbrechen, und das machen sie in allen Songs ausgiebig, ziehen sie Pink Floyd in den amerikanischen Süden, bauen, ohne die originalen, typischen, markanten Songmerkmale zu verlassen, die psychedelischen und symphonischen Originale zu fett rockendem, verspielten Jazzblues um. Das klingt sehr intuitiv, verinnerlicht und beweist zudem, dass die als eher konservativ geltende amerikanische Southern Rock Szene die progressive britische Band - samt ihrer sozialkritischen Texte - anerkennt und bewundert.
Blue Floyd spielen Songs aus den großen Phasen Pink Floyds, von "Interstellar Overdrive" bis "In The Flesh", überwiegend weit über 10 Minuten lang. Zwei CDs sind randvoll geworden, weil auf der zweiten noch etwas Zeit war, sind zwei Cover einer weiteren britischen Institution dazugekommen. "Come Together" und "Taxman" sind parallel zu verstehen. Blue Floyd haben nur vergessen, sich in Blue Beat umzubenennen.
Unbedingt reinhören!

evangeline.co.uk
VM



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