The Black Noodle Project "Play Again" (Musea 2006)

Es gab wohl nie zuvor derart viele Bands, die der späteren Phase der erstarrten britischen Band Pink Floyd nacheiferten, als Mitte dieses Jahrzehntes. Woher kommt das nur? Ist die Unruhe dieser Zeit so groß, dass Bands sich auf die idyllischen Träumereien zurückziehen, die Pink Floyd massenhaft und ohne großen Ansatz einer Komposition in mindestens 7 ausgedehnten Minuten zu bringen wussten?
The Black Noodle Project ist keine Coverband. Jérémie Grima (voc, g), Matthieu Jaubert (key, voc), Anthony Létéve (b), Sébastien Bourdeix (g) und Franck Girault (dr) spielen eigene Songs, auf "Play Again" zeigen sich die Franzosen kompositorisch und inhaltlich gegenüber dem Erstling "And Life Goes On…" erheblich gewachsen. Die Parallelen zu Pink Floyd werden immer wieder deutlich; sei es, wenn die Band aus einem elegischen Vokalpart in eine ausgedehnte Instrumentalpassage wechselt, sei es in den Gitarrensoli, dem Klang der Soli. Vermutlich nutzen die Gitarristen Jérémie und Sébastien Pedaltechnik für den Sound, die auch ihr Vorbild vor sich auf die Bühne stellte.
Wie schon auf dem ersten Album gilt bei The Black Noodle Project: die leisen Töne sind die gelungensten. Als Gäste sind Amélie Festa (add voc), Guillaume Urvoy (sax) und Adrien Chevalier (vi) partiell an der Einspielung beteiligt gewesen. Stimme und Saxophon treten dabei wenig markant auf, während die Violine neben Keyboard oder Gitarre, mal unisono, mal mehrstimmig, die vielfältigen Harmonien betont. Das ist äußerst gut gelungen. Das zarte Album ist wie gut zerlaufener Weichkäse, die Konsistenz ist sensibel aufgefangen und mit Druck und Elan umgesetzt. Manche Passage, die als Ballade aus den Boxen schallt, trägt durchaus schwer harten Rock, der die dicke Lyrik voluminöser und eindrücklicher macht. Die Stücke sind eingängig und liedhaft. In den Songs, die mehr Pfeffer und Rock'n'Roll haben, hat die Band ein Faible für modernen Alternative Rock. Ansonsten gilt: diese breite Front Melancholie mit disharmonischem Keyboardschmelz ist ganz und gar Symphonic. Da steckt viel Düsternis und Schwärze drin, und ein merkwürdiger künstlerischer Zug, der eine gewisse moderne Verlorenheit und Angst vor Lebensleere zu Ton bringt.
Nur, seht Euch vor dem letzten, zuerst schmalzig scheinendem Track vor! "Happy End" ist ein Song, dem ich nach zweimaligem Hören völlig erlegen bin. Welcher Grusel! Über Arm und Rücken jagt ein Schauer und die Haare auf den Armen stehen zu Berge. Gänsehaut! Der lange, aufgewühlte Ausklang mit dem never ending Gitarren-Violine-Duett ist himmlisch!
Wenn Pink Floyd, dann Black Noodle Project!

theblacknoodleproject.com
musearecords.com
VM



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