Bjorn Riis „Lullabies In A Car Crash“ (Karism / Soulfood 2014)


Breitwand-Sound, kredenzt vom Airbag-Gitarristen, der nicht nur im tremolierenden Delirium den Floyd, das Silmarillion lesend, auf einer rosa Wolke sitzen sieht. Bjorn Riis spielt auf seinem Solo-Debüt Gitarre, Bass, Keyboards - es sind bisweilen sogar mellodröhnende Klänge zu hören - und singt und das nicht einmal schlecht. Geholfen wird er von Henrik Fossum (Schlagwerk) und Asle Tostrup (Loops, Effects). Dieses Album erzeugt eine mitunter fast schon bedrückende Intimität, denn die Musik und die sehr nahe gehenden Texte setzen sich in den Ohren des Rezipienten fest. Auf großflächig wabernden Notenwänden wird nebulöses Getöse in Form von raumgreifenden Gitarrensoli projiziert, die den Geist von David Gilmour und Steven Rothery atmen, aber dynamischer als bei ersteren und emotionaler als bei letzteren rüberkommen. So kann nur jemand spielen, der auch mit seinen Gitarren spricht und generell ein sehr gutes Verhältnis zu ihnen hat. Man mag darüber lachen, aber Musikinstrumente sind auch nur Menschen und reagieren bei jedem Musiker anders; die Schwingungsmuster von Musiker und Instrument interferieren und lassen Resonanz bzw. Dissonanz entstehen. Bjorn unterhält außerdem die weltweit hoch geschätzte Internet-Gitarrenseite gilmourish.com mit inzwischen mehr als 40 Millionen Zugriffen, auf welcher ein reger Austausch über Equipment und Musik im allgemeinen stattfindet. Sehr stimmungsvoll sind auch die Landschaften angelegt, welche die Gitarre durchwandert und manchmal sogar als Erlkönig überfliegt. Dabei erspäht sie schon von weitem zwei Gestalten: Vater - retten - will - Sohn, welch ein Hohn... „Tell me what thy lordly name is on the night's plutonian shore!" Quoth the raven "Nevermore."

bjornriis.com
Frank Bender




Zurück