Between "Einstieg - Re-Entry" "And The Waters Opened" (Intuition/Schott Music & Media GmbH 2005)

Kraut Welt Klassik? Between saßen wirklich zwischen allen Stühlen. B.A.C.H. sollte die Band heißen, "Between All Chairs". Aber im Englischen gibt es dieses Idiom nicht. Und so wurde das kurze Between zum Bandnamen eines unvergleichlichen Projektes. Eine Kategorisierung der Alben ist nicht möglich, die Musikstudenten, die es später teilweise in der Klassik weit brachten, improvisierten auf selbstgebautem, klassischem und ethnischem Instrumentarium. Die Interessen der einzelnen Musiker prägten die Songs der Band. Da sind Mittelalterklänge zu hören, klassische Strukturen, ethnische und verstärkt mit dem zweiten Album indische Rhythmen und Sounds.
Und so international wie die Klänge, ist auch die Herkunft der Musiker. Keines der 6 Between Alben, die von 1971 bis 1979 veröffentlicht wurden und deren beide erste jetzt remastert samt Bonustracks auf CD vorliegen, meisterhaft produziert und wunderschön anzuschauen, wurde von derselben Besetzung eingespielt. Robert C. Détrée (Gitarre, Motocello, adaptierte Harfe), Robert Eliscu (Oboe, Lotos Flöte, Gesang, Krummhorn), Peter Michael Hamel (Keyboards, Gesang) und Cotch Black (Percussion) wurden zur Stammband, neben denen auf dem ersten Album "Einstieg" James Galway (Flöte) und Ulrich Stranz (Viola) und auf dem zweiten Album Walter Bachauer (Electronics) und Duru Omson (Bambusflöte, Perkussion, Gesang) zu hören sind. Die Story der Band ist in den Booklets beider CDs anschaulich und umfassend nachzulesen.
Die improvisierten Stücke sind sehr ideenreich und von harmonischen Arrangements. Erstaunlicher Weise überlappen sich die Einflüsse wenig, einen typischen Bandsound gibt es nicht, die stilistische Palette ist breit. Vielleicht ist das Spiel auf überwiegend akustischem Instrumentarium ein Markenzeichen der Band.
Eben noch spielten Between eine klassisch anmutende Ballade auf Flöte, Gitarre und Perkussion, da folgt ein symphonisches Mittelalterstück und der nächste Song scheint von Santana inspiriert. "Flight of ideas" heißt ein Song auf der ersten CD, das hätte der Titel der Platte sein können. Wenn die Truppe ein Motiv spielt, konzentriert sie sich sehr darauf. So geraten die verschiedenen Einflüsse nicht durcheinander.
Auf der LP "Einstieg" gibt es den Song "Space Trip"" nur in einer rund 9-minütigen Version, auf der CD ist der Track vierteilig und zusammen ganze 28 Minuten lang. Fabelhaft, diesem grandiosen Stück zu lauschen. "Re-Entry" endet mit dem kurzen "Try Bach", die Note tut weh! Ist jedoch ein lustiges, böses Stück, das zu ertragen erlernt werden will.
"And The Waters Opened" präsentiert die Band unter dem starken Einfluss klassischer indischer Musik. Das durchzieht vor allem die langen Songs. Insgesamt klingt die Platte elektronischer (was vor allem verfremdete akustische Sounds sind) und avantgardistischer. Während "Einstieg" lyrischer, frischer und naiver scheint, zeigt "And The Waters Opened" die Band gewachsen. Dafür ist der lyrische Ansatz des ersten Albums zumeist verloren. Die Musiker musizieren nicht mehr so verspielt und offen, sondern arbeiten größere (Dis-)Harmonien und mächtige Strukturen aus. Fabelhaft nach wie vor ist die Spielweise der Instrumente, vor allem der Oboe und Flöte, die nicht "dreckig" oder wild klingen, wie in der Rockmusik üblich, sondern tonklar und von klassisch erlernter Spielart. Drei Bonustracks hat die CD.
Lange hat es gedauert, bis beide Platten mit sämtlichen Stücken vollständig auf CD präsentiert wurden. Dafür ist die Qualität der kompletten Produktionen sehr gut. Das Alter der Songs ist nicht leicht zu erraten, so können die CDs auch in der heutigen Zeit, in der Worldmusic der große Hit ist, szeneübergreifend erfolgreich sein.

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VM




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