Andrew Beall "Testament - Symphony For Marimba And Orchestra" (2004 Eigenproduktion)

Bei dieser CD handelt es sich um die weltweit erste Symphonie für Marimba und Orchester, die am 24. April 2004 in New York City in Zusammenarbeit mit dem 53-köpfigen Symphonieorchester The Tower Philharmonic ihre Welturaufführung erlebte. Der Perkussionist und Komponist Andrew Beall, der hier als Marimbasolist glänzt, schrieb "Testament" zunächst als viersätziges Werk von ca. 60-minütiger Dauer, kürzte es später aber auf drei Sätze. Der erste Satz mit dem Titel "Relentless" beginnt unheilschwanger, wobei sich zunächst ein Wechsel von Tutti und Harfe vollzieht, um gleich anschließend der Marimba Raum zu geben, die sich durch eine an- und abschwellende Klangeruption immer wieder solistisch ihren Weg bahnt. Nach magmaeskem Beginn wird die instrumentale Interaktion allmählich lebhafter und einen Hauch von Dramatik verbreitend bricht sich der Lavastrom seine Bahn durch blühende Landschaften, die er äußerst effektiv kontrastiert. Als wenn auch hinkenden Vergleich könnte man sich eine Begegnung von Beethoven und Hovhaness vorstellen, die sich gegenseitig ihre Schöpfungsgeschichten erzählen, dabei aber immer wieder von Keiko Abe in ihrem Disput unterbrochen werden. In "Epiphany", dem folgende Satz, findet quasi eine Katharsis, die man als Ruhe nach dem Sturm bezeichnen könnte, statt, zumal sich das der Schöpfung inhärente Göttliche meist gerade dann am deutlichsten zeigt, wenn nach einer wie auch immer gearteten Form von Erstarrung das Leben neu, aber noch relativ zaghaft zu sprießen beginnt. Der nächste, mit "Seduction" betitelte Satz weckt mittels klanglicher Arabesken und tänzelnder Rhythmen, die sukzessiv zwingender werden, die Lust an Bewegung und Entwicklung, um im vierten Satz "Inevitable" schließlich in ein Fanal aus Klangkaskaden zu münden, das allerdings wieder und wieder durch (Verschnauf-)Pausen unterbrochen wird und höchst eindringlich zeigt, dass vermeintliche Gegensätze wie Feuer und Wasser sich energetisch betrachtet oftmals hervorragend ergänzen. Diese Musik ist ganz groß und vermutlich niemandem, der sich ganz auf sie einlässt, wird es gelingen, sich ihrer Wirkung auf Seele und Geist zu entziehen. Nicht nur der Glaube, sondern auch die Musik beginnt dort, wo das durch Worte tradierte Wissen endet...

andrewbeall.com

cdbaby.com

Frank



Zurück