Best Of Baltimore Buried Bands "II" (OHO Music 2003)

34 Jahre nachdem Teil I dieses Samplers erschienen ist (1979 auf Paul Rieger´s Label Balto-Weird Records), gibt es nun Teil II. 19 Bands aus Baltimore, stilistisch zwischen Progressive Rock, Avantgarde, Acid Folk und Thrash Symphonic Rock angesiedelt, bringen es in 40 Songs auf 150 Minuten Musik. Die Qualität geht von ziemlich weit unten bis ganz oben. Eingespielt sind die Stücke von 1972 - 2003, die Bands existieren teilweise nicht mehr oder nicht mehr in den Besetzungen.
CD1: Wild Mouse (1995) ist die 1. Band, ihr kurzes Stück sphärischer Elektronik macht die Band interessant, später gibt es noch einen Track. Band Nummer 2 ist Outrageous (1975) mit 4 Songs. Das 1. Stück ist konventioneller Melodic Rock, die 3 anderen fantastischer Prog/Avant Rock mit Zappa-Humor. Davon sollte es unbedingt mehr geben! OHO (1974-76) im Anschluss gehen mit ihren 4 Songs in der gleichen avantgardistischen Weise vor, die Band ist das Highlight dieser Compilation, ihr Gitarrist Jay Graboski Initiator der CDs, darum kommt die Band auf der CD immer mal wieder dran, insgesamt mit 8 Songs. Abgesehen davon ist Jay Graboski in der einen oder anderen der hier aufgenommenen Bands involviert. Elf Park (1975) spielen Melodic Rock, die 4 Songs sind ansprechend, aber ragen innerhalb der Compilation nicht heraus. Ganz anders die folgenden Grok (1973), die ihren Heavy Prog in leider nur einem kurzen Song vorstellen. Steakhouse (2002) haben auch nur einen Song dabei, das akustische Teil ist liedhaft, aber sehr interessant. Richard Lake (1972) spielt Klassik auf elektronischem Equipement, nett, nicht mehr. Der zweite Song von Wild Mouse (1996) ist ein melancholisch-liedhaftes Stück, mäßig bis durchschnittlich, trotzdem dürfte die Band noch viel interessanteres Material in petto haben, das klingt durch. Trance Figures (1990) sind mit einem atmosphärischen Akustik-Song dabei, Blammo (1990) schließen die 1. CD ab...
CD2: ...und beginnen die 2. "Prog Man" heißt der 2. Song von Blammo, das mag sein, musikalisch ist es zu hoch gegriffen. Der folgende Track hält das Versprechen jedoch. Neige (1979-80) gehören zur absoluten Spitze der CDs. 2 grandiose, sehr unterschiedliche, heftig vitale Songs spielt die Band. Gerade "Arthur Fiedler" ist perfekt. Hoffentlich haben Neige mehr Material eingespielt, das veröffentlicht werden kann! St. Joseph´s Ass (1995-97) haben außer einem netten Namen auch sehr gute musikalische Ideen, die 3 Songs sind nicht besonders gut abgemischt, aber rocken wie die Hölle und sind dabei schwer komplex und dynamisch. Die Punk-Prog-Rocker sind von King Crimson, italienischem Prog, Ministry und DC Hardcore beeinflusst und nennen ihre Musik selbst "Thrash Symphonix" - auch davon bitte unbedingt mehr! OHO/Sacco (1992-93) geben 2 Songs ihrer poppigen Phase zum besten, das klingt im besten Falle nett. Klangfarb (1977) im Anschluss machen diesen Totalausfall wieder wett. Ihr sehr kurzes elektronisches Stück ist hervorragender Avantrock, wieder gilt: mehr davon! Liesure Suited Executives (1980) gehen noch weiter in elektronische Avantgarde, der minimalistische Sound wird zur Radikaltour, sehr beeindruckend! United States of Existence (984) gehören zu den Humor-Bands. Billige Musik wird schräg gespielt und der einfältige Gesang macht Psychedelic-Pop draus. The Concertgebrew Orchestra (1977-90) sind mit einem Ausschnitt ihres Werkes "Bachelor Machines Suite" dabei, ein klassisch geprägtes, elektronisches Stück, das zum Glück thrashy klingt, sonst wäre der Kitsch nicht zu ertragen. Food For Worms (1981) sind die Avantgarde-Antwort auf New Wave. Leider hat die Band auf ihrer eigenen CD auch jede Menge Füllstoff dabei, aber wenn sie diese kurzen, schrägen Songs spielen, ist es immer gut. Matt Graboski (2003) gibt zwei Akustik-Songs zum besten. Nette Songs mit toller Stime. Vulgarians (1992) sind leider sehr poppig und fallen völlig aus dem Rahmen. Zwei kurze, abgedrehte OHO-Songs (1974-75) beenden die 2. CD.
"Best Of Baltimore Buried Bands II" zeigt das hohe Potential der aufgenommenen Bands. Logischer Weise läßt sich das hohe, sehr ansprechende Niveau nicht auf die ganze Dauer halten, zu unterschiedlich sind die Bands, in Qualität und Stilistik. Die einen haben die besseren Komponisten, die anderen mehr Humor, während einige zu ernst und andere zu typisch zu Werke gehen. Der Überblick über die Baltimorer Szene ist durchaus sehr interessant und kann nur empfohlen werden. Ob es jedoch weitere Veröffentlichungen der einzelnen Bands (abgesehen von OHO und Food For Worms - siehe andere ragazzi-Reviews) gibt, ist leider nicht bekannt.

ohomusic.com
VM



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