Baku Llama "Eris" (57 Records, VÖ: 16.05.2008)

Es gibt CDs, bei deren ersten Hördurchgang ich leicht zu schwitzen beginne. Die Musik verströmt eine Aura, die als unangenehmes Gefühl in mir aufsteigt und Schweiß treibend wirkt. Baku Llamas Songs scheinen zuerst einmal entsetzlich unkoordiniert, schlecht komponiert, einzig auf oberflächlichen Klangeindruck aus. Erst nachdem ich mein ungutes Gefühl überwunden und die CD mehrfach über die Boddenküste hatte schallen lassen, ging mir der freakige Sound des Trios auf.
David Bernath (g, b), Ann Bernath (dr, key) und Rick Whitehurst (key) spielen improvisativen Psychedelic Jazzrock, der sehr vom Gespür der Musiker lebt und von ihrem Eingehen aufeinander. Da kann es passieren, dass ein Song schlicht und liedhaft, scheinbar leidenschaftslos beginnt, auf der Basis von einfachem Schlagzeugspiel, Schrammelgitarre und jazzigem Keyboard, und erst im Laufe der Zeit gewinnt das Thema mehr und mehr an Inhalt. Die drei Musiker sind keine technischen Meister an ihren Instrumenten, aber sie wissen wohl, damit umzugehen. Am meisten überzeugt Rick Whitehurst, seine Jazzläufe sind der Atem dieser luftigen, entspannt epischen Songs. Nie spielen Baku Llama ihre Songs hart, stets liegt diese nonchalante Lässigkeit in der Luft, manches Thema scheint etwas sehr verspielt, anderes hingegen tritt auf der Stelle, der notwendige Break lässt auf sich warten. Dann wiederum hat die Band ein grandioses Thema gefunden, etwa das des Titelsongs, das sie mit wenig Mitteln erstaunlich kraftvoll und spannend macht. Die längeren der 13 Songs haben die intensiveren Themen, einige der kurzen Tracks, etwa "Punch It" würden mir nicht fehlen, wären sie nicht auf der CD enthalten.
Es ist der Mix aus jazzig-epischer Weite und scheinbar simpler Spielweise, die diese sanften, überwiegend leisen Songs zum Erlebnis machen. Baku Llama sind Psychedelic Rock näher als Prog und Jazzrock, obwohl sich viele Merkmale aller drei Stile in den besten Songs der CD vereinen. Und gewiss hat zumindest Gitarrist David Bernath neben alten King Crimson Henry Cow und Sun Ra in seinem Plattenschrank zu stehen. Bestes Stück: "Six To Midnight".

bakullama.com
justforkicks.de
VM




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