Bag: Theory "A Good Ass-Kicking Wears Many Faces" (2001)

An Improvisational Music Company nennen M. Segal (dr, perc, toys, acc. effects) und Anthony Cossa (g, electronic toys, electr. effects) ihr Projekt. Beide Musiker haben in etlichen Bands und allen möglichen Stilen, unter anderem Progressive Punk, Avantgarde, Jazz, Pop und Akustik/Alternative gespielt. Mit dabei sind Tom Shannon (Death´n´Taxes, bs, chapman stick, electr. effects), Matt Brown (keys), George Radai (bs), Richie Häss (vibes), Marc Mylar (sax, clarinette, melodica). Improvisativ sind die 13 Stücke schon anzuhören, dennoch aber strukturiert und von logischem Aufbau. Wenn Vergleiche herhalten müssen, um einen etwaigen Fundort aufzuspüren, könnte man King Crimson, French TV, Van der Graaf Generator oder Frank Zappa nennen. Trotzdem sind Bag: Theory eher unvergleichbar. Die struktuellen Schwächen oder anders gesagt, wenig auf geordnete Struktur orientierten musikalischen Muster werden von vielfältigen Melodien, frei sich entfaltenden Soli und einem natürlichen Fluss entsprungenen Improvisationen umspielt. Dabei kann es recht derb und heftig zur Sache gehen, wenn die Gitarre Glissandi versprüht und das Saxophon dreckig-schräge Laute ausstößt. Genauso werden leise, stille und harmonische Momente erweckt, die keineswegs beliebig und austauschbar klingen. Es kann passieren, dass mitten in einem bisher 2 Minuten dauernden Song (in dem wenig passiert ist), eine Melodie sich ausarbeitet und das Stück plötzlich zu leben beginnt, wie es desgleichen sein kann, dass die Gitarre ein Motiv, das den Song bisher führte, fallen und orientierungslose Blässe das Stück verebben läßt. Ein Syntheziser-Soli bricht aus dem heftigen Rock aus und spielt lupenreinen, sensiblen Jazz. Die Band folgt dem Syntheziser und ein fragil-sanftes Moment beherrscht von klassischer Jazz-Struktur den belebenden Song. Die CD ist keine bis ins Detail entworfene und ausgearbeitete Arbeit, sondern ein lebendiger, loser Haufen wilder, gefährlicher Gestalten, die viel Jazz in den Rock pumpen (und umgekehrt). Solch ein Vorhaben geht meist in die Hose und Bag: Theory bekommen keinen Preis dafür, aber ein beeindruckendes Statement und gelungene Performance ist es längst und allemal. Die intelligente Einspielung beweist Entwicklungsvermögen. Vor dem Hintergrund der progressiven und avantgardistischen Musik ist dies ein fortschrittliches Album, das sich einen Platz fernab allzu geliebter Vorstellungen nimmt und hoffentlich von suchenden, süchtigen Hörern gefunden wird. Meine Empfehlung!

www.paperbagtheory.com


VM



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