Audience "Audience" (Repertoire Records 2005)

Wenn die Band auf der Bühne stand, wie nannte sie dann ihr Publikum? Na ja, mein jüngster Sohn ist auch Chef der Familie. Zumindest wird er Chef gerufen, denn Chef ist natürlich, wer die Peitsche hat, und die ist im Chaos weggekommen…
Audience. 1963 wurde im Londoner Ostende die Lloyd Alexander Blues Band gegründet, darunter 3 Musiker, die 1967 dann die Nase vom Blues voll hatten und eigene Musik machen wollten. Howard Werth (acc-g, voc), Trevor Williams (b) und Keith Gemmell (fl, cl, ten sax) taten sich mit Tony Connor (dr) zusammen, um diese phantastische nagelneue Musik zu spielen, die noch keinen Namen hatte (und die man später Progressive Rock nennen sollte). Audience gaben viele Konzerte und so wurde Polydor auf die Band aufmerksam, die mit Audience einen Vertrag für ein Album machten.
Im April 1969 spielten Audience in den Morgan Studios im Norden Londons die Aufnahmen für die LP ein. Auf Grund geringer Promotion blieb die Platte relativ unbekannt, trotz einiger positiver Kritiken. Die 12 Songs der LP und 3 Bonussongs, in den gleichen Sessions entstanden und als Single veröffentlicht, sind nun von Repertoire Records auf CD im Digipack sehr ansprechend und mit Bandstory, geschrieben von Chris Welch, erhältlich gemacht worden. Da bleiben keine Wünsche offen. Audience spielten breit gefächerten, variablen Stilmix aus Rhythm'n'Blues, englischem Folk, Bossa Nova, Beat und den wilden, differenzierten und komplex angelegten Strukturen, die gerade in Mode kamen. Alle Stücke sind sehr kurz, keines gleicht dem anderen. Da gibt es fröhlich-forsche Kabinettstückchen, lyrischen Folk, ein paar restliche Beat-Einflüsse und kraftvollen Rock. Die akustische Gitarre Werths und Saxophon, Flöte und Klarinette von Gemmell bestimmen das melodische Spiel, während Williams und Connor den aufgefächerten, stets gut arbeitenden Rhythmusteppich woben. Es gibt wenig Jazz, und wenn, dann nichts kompliziertes. Das Saxophon arbeitet völlig rockbetont. Wie die Kompositionen, die viel humoristisches, leichtes Material schufen, das die Band hinreißend präsentiert. Da klingt nichts zu ernst. Die Songs haben Frische und machen ungemein Spaß, ohne billig oder simpel zu sein.
Später bekamen Audience einen Deal mit dem jungen Progressive Label Charisma Records, wo auch Genesis, Rare Bird und Van der Graaf Generator zu Hause waren. Das Debüt der Briten ist ein fabelhaftes, empfehlenswertes Früh Progressive Rock Album. Platten wie "Audience" waren es, die den Weg für die Großen des Genres ebneten. 3 fabelhafte Alben folgten, bis Audience 1975 aufgelöst wurde. "Audience" ist nicht nur historisch von Interesse, hört's euch nur an. Schönes Teil!

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