At War With Self "Acts of God" (Eigenproduktion 2007)

Hinter At War With Self stehen Glenn Snelwar (Gordian Knot) und Damon Trotta (Non-Fiction, System Addict, Vehicle, Bernie Worell, Isaac Hayes). Glenn Snelwar hatte die Band einst mit Michael Manring und Mark Zonder gegründet, eine CD ist das Resultat.
Die zweite Scheibe "Acts of God" ist nicht nur komplett anders orientiert als das Debüt, es ist auch nur Snelwar geblieben, der mit Damon Trotta einen neuen Verbündeten gefunden hat, in die Untiefen experimenteller Musik aus den stilistischen Feldern Progressive und Psychedelic Rock, Metal, Jazz und Ambient eine neue eigene Identität zu finden. Unterstützung fand das Duo in Mark Sunshine (voc), Steve Decker (dr), James von Buelow (g, prog), Manfred Dikkers (dr) und Dave Archer (synth).
"Acts of God" ist kaum herkömmlich zu vergleichen. Sicherlich gibt es hier und dort Ansatzpunkte, deren Erwähnung aber im Ganzen stets hinken muss. Neben crimsonesker Schräglage, funky Jazz, lyrischen Ambientsounds und metallischer Rhythmuswildheit reizt die Band unsagbar viele Facetten aus. Als würde Mike Patton plötzlich auf Progressive Rock aufmerksam und arbeite sich da hinein, bohre in Jazz und Metal, komplexe sich durch Van Der Graaf Generator typische Extravaganzen, lasse ein metallisch hartes Gitarrensolo im McLaughlin Stil über eine seltsam eingängige Funknote laufen, in der die Melodik eher an 1973er King Crimson erinnert - alles wohlgemerkt in einem modernen Klang, mit zeitgemäßen Arrangements und einem Mix, der nichts von den 70ern hält. Wie tief jedoch die Einflüsse in die Musiker wirken, zeigen die komplexen Strukturen ihrer Songs, die eklektisch von einer Sekunde auf die nächste wechseln können - von Latin-Funk zu crimsonesker Avantgarde, von symphonisch ambienter, traumtrunkener Melancholie zu jazztrunkener Härte, aus idyllischer Versunkenheit in von TripHop-artigen Rhythmussounds untermalte Avantpop-Spielereien. Schon erstaunlich und einzigartig, wie hier Prog, Avantgarde, Jazz und Pop gemeinsam als Eins zu intensiver Tiefe finden. Dabei jedoch wird die Band nie wirklich laut oder metallisch, bleibt harmonisch und zurückhaltend, wenn gewiss auch an den Grenzen der Belastbarkeit "normaler" Rockfans.
"Acts of God" ist eines der Alben, die der stilistisch eindimensionalen progressiven Rockmusik neuen Zündstoff, neue Ideen und Möglichkeiten. Und ganz nebenher, um die Bedeutungsschwere wieder etwas herunterzufahren, unterhält die CD mit ihrem Ideenreichtum und ihren vielfältigen Klangeindrücken einfach ungemein.
Kunst-Rock im wahrsten Sinne des Wortes.
Tipp!

glennsnelwar.com
VM



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